http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1890/0325
Wittig: Die Vision Karl's XI. von Schweden. 317
Wechsel und führten ihn frühzeitig durch die Schule der
Erfahrung. Er ging 1809 während des Krieges mit
Oesterreich nach Frankfurt a. M. Aber wenn man diese
Prinzen (erst 13, 12 und 11 Jahre alt) als für eine solche
.Reise nach Schweden doch noch zu jung erachten muss, so
wäre ein solcher Besuch Schwedens von Seiten des Bruders
Friedrich Augusts L, des späteren Königs Anton des Gütigen
(1827—1836), von Frankfurt a. M. aus nicht ausgeschlossen.
Er war damals (geb. 27. December 1755) 55 Jahre alt, hatte
früher Neigung zum geistlichen Stande und beschäftigte
sich viel mit Musik, Mystik und Genealogie. Ihm
vor Allen als Thronfolger würde der Incognito-Titel „Herr
von Plauen" zugekommen sein. Auch seine Bemerkungen
über das Gesicht KarH XL sowie seine litterarischen
Beziehungen zum Hamburger „Vaterländischen Museum"
lassen auf einen ganz hervorragenden Kenner der Zeitverhältnisse
muthmaassen. Wir stellen Geschichtsforschern
unter unseren Lesern anheim, die hier angedeutete Spur
gelegentlich weiter zu verfolgen, falls nicht der vertriebene
Exkönig von Schweden, Gustav IV. Adolph selbst, der
Einsender war, um vielleicht Stimmung für seinen Sohn,
den Prinzen Gustav von Wasa, zu machen.
Es erübrigt uns noch, zu bemerken, dass der deutsche
Reisende „77. v. PI." hervorhebt, dass „dieses Gesicht lange
zuvor, ehe man an diese Zeit und ihre Männer und
Begebenheiten gedacht, durch einige Hände als politische
Seltenheit gelaufen, ohne dass man seinen Ursprung wusste,
wiewohl einige erzählten, es sei aus einer im Reichsarchive
befindlichen Originalurkunde abgeschrieben. In diesen
letzten Jahren hatten sich mit dem Glauben an das
Ungeheure und Schreckliche auch die Abschriften vervielfältigt
.44 — Dieses Wissen lässt schliessen, das ihm selbst
mehrere solcher Abschriften vorgelegen, und er Höchstselbst
vielleicht eine geschickte Ineinanderverarbeitung des wesentlichen
Inhalts derselben bis auf die neueste Zeit vorgenommen
haben mag. Es springt aber auch deutlich in
die Augen, dass man früher den Ursprung dieses Gesichtes
(in dieser vorliegenden Fassung) gar nicht gekannt hat,
und dass die Beziehung desselben auf eine der Sage Einiger
nach im Reichsarchive befindliche Originalurkunde den
Inhalt beider vorsichtig auseinander hält. Es kann also in
der ersten Abschrift nächst der Originalurkunde gar nicht
auf „diese gegenwärtige Zeit und ihre Männer und Begebenheiten
" um 1810 ein so mehrfach namentlicher und zeitlich
bestimmter Bezug gestanden haben, als ihn dieses Jfieser'sohe
Protokoll enthält Die Zeitangabe des „sechsten Königs
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1890/0325