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Wittig: Spiritistischer Schwindel?
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gebniss dieser oft schwierigen Untersuchung traten wir
dann entweder heimlieh, oder öffentlich, als Feinde des
Spiritismus auf. Als ehrliche Vermittler der Geisterwelt
führten wir unsere wahren Namen, welche ja überall in
Spiritistenkreisen ein günstiges Vorurtheil für uns erweckten;
als Antispiritisten nannten wir uns Mr. Firman und Frau
und gebrauchten keine andere Vorsicht, als dass Eduard
sich für solche Abende einen falschen Bart ankleben liess.
Dabei war es sehr bequem, dass wir unser Programm wegen
der entgegengesetzten Ankündigung durchaus nicht zu
verändern brauchten. Vor Gläubigen wie vor Ungläubigen
wurden genau die gleichen Kunststücke gemacht; zuerst
schrieb ich mit dem Tischfuss, was die grossen Männer des
Alterthums und die verstorbenen Tanten der Zuschauer
mir diktirten; dann gab Eduard seine Scherze mit der
Schiefertafel zum Besten, und zum Schluss kam der kostspielige
Geisterkasten an die Reihe. Ich will die gütigen
Leser nicht mit der Beschreibung dieser Bude behelligen.
Sie enthielt vorzügliche Apparate, mit deren Hilfe ich
verschwinden und wieder erscheinen konnte (das wurde
Alles mit grossen Spiegeln gemacht), ferner einen einfachen
Holzstuhl, der sich durch einen Federdruck zusammen
klappen liess, so dass ich, wenn auch noch so fest an ihn
gebunden, für Hände und Füsse sofort freie Bewegung herstellen
konnte; die Bude enthielt ferner die nöthigcn
Beleuchtungsstücken und Todtenhemden für Geistererscheinungen
, und endlich einige Requisiten, welche bei den
gewöhnlichen Geistermanifestationeu üblich sind: eine Geige,
eine kleine Drehorgel, ein Mieder, einen Dolch und ein
verwittertes, angebranntes Leinenhemd. Mit diesem Rüstzeug
versehen, arbeiteten wir da und dort, bald in andächtiger
Stille von einer spiritistischen Gemeinde angestaunt
,*) bald für die Entlarvung des Spiritistenschwindels
mit lautem Beifall begrüsst. Für uns lag der Unterschied
einzig darin, dass wir unser Programm vor zuverlässigen
Spiritisten mit einer grossen Feierlichkeit herunterleierten
und es den Zuschauern überliessen, eine übernatürliche
Erklärung für die Erscheinungen zu finden; dass wir dagegen
als Antispiritisten jeder Nummer eine ziemlich ehrliche
, natürliche Erklärung folgen Hessen. So war die
Thätigkeit gegen den Spiritismus anstrengender, aber ein-
*) Von welchen denn? Kein einziges spiritistisches Journal
Deutschlands hat unseres Wisseus jemals über die angeblichen mediu-
mistischen Leistungen dieser JSüson's oder Firman's in spiritistischem
Sinne etwas berichtet. — Gr. C. W.
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