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340 Psychische Studien. XVII. Jahrg. 7. Heft. (Juli 18900
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Seherinnen, welche damals in der russischen Hauptstadt
sehr in Mode waren, ihm — wohlverstanden, ohne zu
wissen, wer er war, — gesagt, dass er eines Tages der
mächtigste Mann in einem grossen Reiche sein, dass er
aber durch einen mit dem Seefahrerthum in Beziehung
stehenden Mann gestürzt werden würde. Im Glauben, dass
General v. Stosch dieser Mann sei, kam Bismarck ihm zuvor,
aber nur, um durch einen anderen Chef der Admiralität,
General i\ Caprivi, gestürzt zu werden. Weder die Freunde
noch die Feinde des Fürsten Bismarck halten diese Geschichte
für unglaubwürdig." —
Man kann sich hiernach einen ungefähren Begriff von
dem Niveau machen, auf dem die meisten englischen
Redaktionen stehen, wenn sie derartige Sachen ernsthaft
behandeln, die man kaum in Märchenbüchern für die
Kinderwelt passiren lassen dürfte. („Freisinnige Zettung,
Mai 1890.) — Dass Bismarck Prophezeiungen erhielt und
wohl auch berücksichtigt hat, geht aus unserem Artikel:
— „GambePa und Bismarck in ihren Beziehungen zum
Psychismus" — („Psych. Stud." September - Heft 1883
S. 431 ff,) deutlich genug hervor. Auch Kaiser Wilhelm 1.
erhielt ähnliche Prophezeiungen und glaubte wohl auch
zum Theil an dieselben (vgl. „Psych. Stud." April-Heft
1887 S. 186 ff. — Deebr.-Heft 1887 S. 568). — Eine ähnliche
Wahrsagung, wie sie oben Bismarck durch eine
russische Hellseherin erhalten haben soll, wird auch als
dem König Karl I. von "Württemberg über den Namen
Wilhelm von einer Zigana verkündet durch einen Stuttgarter
Correspondenten der „Wiener Ztg." mitgetheilt (s. „Psych.
Stud." November-Heft 1888 S. 517 ff.), was aber nach den
darauf folgenden Ereignissen der überaus freundlichen
Zusammenkunft der Monarchen so gut als nunmehr sachlich
erledigt erscheint.
f) Antispiritistischer Humbug. — Dem Gedankenleser
Stuart Cumberland ist, wie englische Blätter berichten, der
Unhold Whitechapers, „Jack der Aufschlitzer", in einer
Vision erschienen. Cumberland beschreibt ihn im „Mirror"
wie folgt: „Das Gesicht war schmal und oval, die Augen
waren dunkel und hervorstehend. Die Stirne war eng und
das Kinn spitz. Die Gesichtsfarbe war gelblich, die Nase
stark gebogen und hervorstehend. Der Mund war nicht
recht sichtbar, da er von einem schwarzen Schnurrbart
verdeckt war. Sonst trug der Mann keinen weiteren Bart.
Die Gesichtszüge waren nicht gerade unangenehm, aber in
den dunkeln vollen Augen leuchtete eine Entschlossenheit,
welche mich beim Anschauen halb bezauberte. Es waren
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