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Wittig: Professor Semmig's Stellung zum Spiritualismus. 353
kommt, soll er den Missethäter zuerst herauslassen, darauf
den Kahn wenden und den Verfolger landen lassen,"
(S. 814). -
In den „Präliminarien zum Versuch einer Philosophie
des Gemüths. Ein Beitrag zur Erkenntnisstheorie"
von Ferdinand Maack. (Leipzig, Oswald Mutze, 1885) VIII
und 110 S. gr. 8° — besitzen wir bereits eine Schrift, welche
die Beziehungen des menschlichen Gemüths zu den sog.
unwillkürlichen oder auch anormalen Erscheinungen unseres
Nerven- und Seelenlebens in einen überschaulich geordneten
wissenschaftlichen Zusammenhang zu bringen versucht hat.
Daselbst heisst es S. 84: — „Da erscheint unter anderen
z. B. eine 'Entdeckung der Seele1. Das grosse Publikum,
nach — verzeihlicher — Verwechslung von 'Seele' und
'Geist', hält mit Recht, durch irrlichterirende Feuilletons
und Witzblätter dahinter gekommen, dass es sich hier um
unser 'Geruchsorgan', also wie es meint, um ein 'Riechen'
des Verstandes, des Geistes handle, den Entdecker [Prof.
Dr. Gustav Jäger] — gelinde ausgedrückt — für etwas überspannt
. Ja, würde das Publikum seine Bücher gelesen
haben, seine Theorie kennen und nicht immer sich genügen
lassen, durch Narrensblätter mit einzelnen, aus dem straffen
System herausgerissenen und daher natürlich völlig unverständlichen
, ja faktisch lächerlich, absurd erscheinenden
Brocken gefüttert zu werden, dann würde es bald erkennen,
wie sehr gerechtfertigt der obige Titel ist. — Die Sachen
liegen aber anders. Natürlich, man kann es dem Publikum
bei der Fluth literarischer Erscheinungen nicht zumutheii,
selbst zu sehen und zu hören, — und danach hat sich ein
Autor zu richten! — aber verzeihen kann man es ihm auf
der anderen Seite auch wieder nicht, dass es dann urtheilt
über eine Sache, von der es selbst nicht die Bohne versteht
, nicht einmal weiss, was denn eigentlich gemeint ist.
— Aehnlich geht es dem 'Spiritismus', dem 'Lebens-
Magnetismus', dem 'Hypnotismus' u. s. w., alles Dinge, die,
wenn man selbst bemüht gewesen ist, sie kennen zu lernen,
— und dies namentlich, ehe man sie kritisirt!! — sich
ganz anders verhalten, als man vorher annahm. Gegen
alle solche dunklen Gebiete herrschen ganz immense
Vorurtheile! Wenn diese Gebiete keinen Werth, keine
Bedeutung für die Erkenntniss der Wahrheit hätten, dann
könnten die Urtheile darüber meinetwegen Vorurtheile
bleiben; aber eben weil sie auf das innere Leben des
Menschen einen so magischen, noch lange nicht spektro-
skopirten Schein werfen, kann man nur bedauern, dass
die Dinge so liegen, wie sie liegen." —
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