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Kiesewetter: Der Spuk in Tedworth.
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— Mir war gesagt worden, dass es das, was man ihm
vormachte, richtig nachahme; um dies nun zu versuchen,
kratzte ich fünf-, sieben- und zehn Mal auf dem Bettlaken,
worauf der Spuk jedesmal eben so oft kratzte und dann
still war. Ich suchte unter und hinter dem Bett, kehrte
dieses um und um, befühlte alle Kissen, untersuchte die
Wand und that alles nur irgend Mögliche, um einen
etwaigen Betrug zu entdecken; aliein ich konnte nichts
entdecken, weshalb ich durchaus überzeugt wurde, dass
das Geräusch von einem Dämon oder Geist herrühre.
Nachdem das Kratzen eine halbe Stunde gedauert hatte,
zog es sich in das Bett unter die Kinder, wo es wie ein
grosser athemloser Hund keuchte. Ich fühlte mit
der Hand nach dieser Stelle und fand das Bett daselbst
ein wenig erhöht, als ob etwas darunter läge. Ich befühlte
die Federbetten, sah unter dem Bett und in der ganzen
Kammer nach, ob etwa ein Hund oder eine Katze zugegen
sei, aber es war nichts dergleichen vorhanden. Das
Schnauben war so stark, dass die Kammerfenster dadurch
erklirrten. Während dieses über eine halbe Stunde dauernden
Schnaubens sah ich etwas wie eine Hatte in einem an
einem anderen Bett hängenden Sacke umherwühlen. Sofort
hielt ich denselben fest zu, zog ihn durch die andere Hand
und fand ihn gänzlich leer. Ich bemerke ausdrücklich, dass
ich während des ganzen Vorganges so ruhig und furchtlos
war als jetzt, da ich dieses schreibe.
„Ich schlief zu Tedworth mit einem Freunde in einer
Kammer zusammen, in welcher uns früh v o r Tagesanbruch
ein heftiges Klopfen erweckte. Ich fragte einige Mal, wer
das sei, erhielt aber keine Antwort, und das Klopfen ging
weiter. Endlich rief ich: — 'In Gottes Namen! Wer ist
da, und was wollt ihr? — worauf eine Stimme antwortete:
— 'Nichts von Euch!' — Ich glaubte, dass es ein Diener
sei, und schlief wieder ein. Als ich dies früh Herrn
Mompesson erzählte, sagte derselbe, dass er seine Diener
erst nach Tagesanbruch geweckt habe, was diese bestätigten
. Fernerhin fügte er hinzu, dass für gewöhnlich
der Spuk um Mitternacht aufhöre, manchmal aber um vier
Uhr Morgens wieder beginne, und um diese Zeit hatte ich
das Klopfen und die Stimme gehört.
„Mein Knecht kam eines Morgens zu mir aus dem
Stall herauf und meldete, dass mein Pferd über und
über mit Schweiss bedeckt sei, als ob Jemand
dasselbe während der ganzen Nacht scharf geritten hätte.
Mein Knecht aber war ein sehr zuverlässiger Mann, der
das Pferd wohl gewartet, geputzt, gefüttert und mit einer
Psyohieohe Stadien. August 1890. 24
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