Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
17. Jahrgang.1890
Seite: 376
(PDF, 165 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1890/0384
376 Psychische Studien. XVII. Jahrg. 8. lieft. (Augast 1890.)

die Psychologie für berechtigt, den körperlichen Elementen
ein inneres Sein zuzuschreiben, das bei der Entstehung der
Lebenserscheinungen in der psychischen Seite derselben
seine Entwicklung findet. 'Bei dieser letzten Voraussetzung',
fügt er hinzu, 'darf aber niemals vergessen werden, dass
jenes latente Leben der leblosen Materie weder, wie es von
dem Hylozoismus geschieht, mit dem aktuellen Leben und
Bewusstsein verwechselt, noch, wie es von dem Materialismus
geschieht, als eine Function der Materie betrachtet werden
darf. Der erstere fehlt, weil er die Lebenserscheinungen da
voraussetzt, wo nicht sie selbst uns gegeben sind, sondern
nur die allgemeine Grundlage, welche sie möglich macht;
der letztere irrt, weil er eine einseitige Abhängigkeit
annimmt, wo nur eine Beziehung gleichzeitiger, unter
einander aber völlig unvergleichbarer Vorgänge stattfindet/
— Wie wenig Wundt daran denkt, die Psychologie in
Physiologie aufzulösen, geht u. a. aus dem Satze hervor:
'Sind doch jene Geistes vermögen [die nach Ansicht einiger
Physiologen an einzelne Hirntheile gebunden sein sollen]
Begriffe, mit denen wir ausserordentlich verwickelte
Complexe elementarer Functionen bezeichnen, wobei überdies
nur die sinnlichen Grundlagen dieser Thätigkeiten, die den
Empfindungen parallel gehenden nervösen Erregungsvorgänge,
einer physiologischen Analyse zugänglich sind, während alles,
was die eigentliche Leistung der Intelligenz ausmacht,
durchaus nur ein Gegenstand psychologischer Untersuchung
sein kann.' — Er widmet (II, 553 ff.) dem Materialismus
eine besondere Widerlegung und zeigt, dass die Seele, weit
entfernt davon, ein Erzeugniss des Leibes zu sein, vielmehr
sich ihren Leib schafft. Obwohl er die Ansicht Lotzens von
der Einfachheit (Monadennatur) der Seele nicht theilt,
kommt er doch gleich diesem zu dem Endergebniss, dass
'das geistige Sein die Wirklichkeit der Dinge ist/ So
findet er denn auch, dass gerade die Psychologie sich
dem Character einer reinen Erfahrungswissenschaft
immer mehr nähern könne, da sie es ja mit 'unmittelbar
gegebenen Thatsachen der inneren Erfahrung* zu thun hat,
'während sich die Physik in gewissem Sinne [durch die
Benutzung solcher metaphysischen Hypothesen, wie die
„Atomlehre" und die Annahme der „Molekularbewegungen"
welche sind,] immer weiter von einer solchen entfernt.'" —
Aber sind das nicht alles die Lehren des modernen
Spiritualismus, lange bevor Herr Prof. Wundt sein Buch
schrieb? Und ist denn der letztere keine zur Psychologie
gehörige Erfahrungswissenschaft auf Grund „unmittelbar
gegebener Thatsachen der inneren und äusseren Erfahrung?"


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1890/0384