Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
17. Jahrgang.1890
Seite: 377
(PDF, 165 MB)
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Wittig: Psychophysiologie und Psyehometrie. 377

— Jentsch wendet sich alsdann gegen die psychometrischen
Versuche, d. h. die durch Versuche nachgewiesene Zeitdauer
der Seelen Vorgänge, die den Materialisten als
ein weiterer und durchschlagender Beweis für die körperliche
Natur der Seele gilt, besonders gegen Prof. Lipps und den
Privatdozenten Dr. Götz Martins in Bonn. Er meint, der
Ertrag dieser Versuche, von denen so viel Aufhebens
gemacht wird, sei für Wissenschaft und Leben ganz
armselig. Was Herzen dabei wahrgenommen habe,
wüssten aufmerksame Väter und erfahrene Schulmeister
schon längst, dass bei langsamem Functioniren der Be-
wusstseinsvorgänge Kindern nur die Uebung fehle. Jede
Seelen- wie jede Körperthätigkeit wolle eben besonders
geübt sein. Und nun fährt er fort: — „Da Herzen nun
einmal auf buchhändlerischem [also doch wohl nicht
gesinnungsverwandtem! — Refer.] Wege in die Gesellschaft
du PreVn gerathen ist, so hätte er sich immerhin
mit diesem seinem angeblichen Bruder in Darwin ein wenig
verständigen können, weil sich du Prel ebenfalls viel mit
dem Tempo [Zeitmaasse] der Bewusstseinsvorgänge beschäftigt
hat. Du Prel legt gleich allen Mystikern grosses
Gewicht auf die Träume und widmet einen eigenen
Abschnitt seiner Thilosophie der Mystik' einer besonderen
Klasse von Träumen", aus denen er beweisen wolle, dass
solche das Zeitmaass verkürzende oder verlängernde Traummomente
oder Bewusstseinsakte nicht mehr an das materielle
Substrat der Nerven gebunden seien, aus dem das die
Wirklichkeit des Sinnenlebens beschränkende Zeitmaass
entspringe.

„Diese Folgerung, die allerdings, wenn sie richtig wäre,
den Materialismus in einer für jedermann verständlichen
Weise ganz unmittelbar und tödtlich treffen würde, halte
ich keineswegs für unwiderleglich", meint Herr Jentsch.
Aber er verwechselt unseres Erachtens in seinen weiteren
Ausführungen du Prel's Traum-Zeitmaass mit dem von den
Psychometristen geprüften Zeitmaasse des wachen Empfin-
dungs- und Pereeptions-Verlaufes. Dass auch die wache
Phantasie, dem Traume gleich, die Zeit verkürzen oder verlängern
kann, ist doch nicht den physikalisch-optischen
Verkürzungen gleichzustellen. Letztere bleiben selbst unter
dem Mikroskope an ihre verhältnissmässigen raum-zeitlichen
Bedingungen fest gebunden. Nicht so die psychische
Phantasie und der seelische Traum. Darin liegt der
fehlerhafte Vergleich des Herrn Jentsch. Nach seinem
Lehrmeister Wundt ist ja scharf zwischen physischen und
psychischen Dispositionen zu unterscheiden! Wenn uns

Psychiaohe Stadien, August 1890. 25


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