Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
17. Jahrgang.1890
Seite: 380
(PDF, 165 MB)
Bibliographische Information
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380 Psychische Studien. XVII. Jahrg. 8. Heft. (August 1890.)

Diese ihre Selbstständigkeit äussert sie erstens in
der Zweckmässigkeit, die sich im Organismus ausspricht.
Im Zwecke haben wir einen in der Sache wirkenden Gedanken
. Das Auge ist z. B. vollständig vom Zwecke des
Sehens durchdrungen. Die Seele zeigt sich in dieser
Zweckmässigkeit als eine immaterielle und objectiv wirkende
Vernunft, welche so thätig ist, bevor sie sich zum Be-
wusstsein erhebt.

Zweitens in den höheren Thätigkeitsformen: —
Empfindung, Anschauung u. s. w. Schon die einfachste
Empfindung kann ohne die Seele nicht zu Stande kommen.
Sie ist es, welche die Nervenerregung in Empfindung umsetzt.
Die Empfindung ist nicht blos als eine objective Thatsache
vorhanden, sondern sie ist zugleich für das Subject, die
Seele vorhanden. Die Seele ist also auch nicht ein blosses
Product des Gehirns, wie der Materialismus behauptet,
sondern sie ist für das Gehirn selbst die Ursache der
Empfindung. Obschon an das Gehirn gebunden, ist sie
qualitativ von ihm verschieden.

Noch deutlicher bekundet die Seele ihren selbstständigen
Character durch das Gedächtniss, welches die späteren
Eindrücke in ihrer Uebereinstimmung mit den früheren
wieder erkennt. Ebenso ist die Oontinuität und Identität
des Selbstbewusstseins eine Eigenschaft der Seele, die sich
als ein Ganzes in der Zeit zusammenfasse Die Erzeugung
des Gegensatzes von Subject und Object und die Zusammenfassung
derselben zur Einheit kann nur von der Seele
vollzogen werden und hat ihresgleichen nicht in der Natur.
Das Ertragen der Gegensätze beweist die Kraft der
Substanz, welche über den Gegensätzen steht. So ist es
auch unrichtig zu sagen, die Seele sei die Harmonie des
Leibes; sie ist vielmehr deren Ursache. Die Einheit der
Functionen der Seele hält diese Leiblichkeit in ihrem
Bestände zusammen; ohne sie wäre der Leib eine Masse
todter Atome.

Dieses reale Wesen, Seele genannt, ist kein materielles
Ding und auch nicht eine punktuelle Stelle, wo die
Lebensfunktionen zusammentreffend sich vereinigen.
Reales und Materielles sind nicht einerlei. Im Gegentheil
hat gerade das Materielle am wenigsten Realität. Die Seele
ist eine immaterielle Realität, welche als einigende und
verbindende Kraft über alles Materielle hinausgreift. Und
hieraus erklärt sich die Thatsache des Gedächtnisses, das
den Stoffwechsel überdauert. Die Seele ist das reale
Prinzip des Lebens selbst, eine thätige und selbstständige
Realität. Sie wird durch keine ihrer Entwickelungen


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