Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
17. Jahrgang.1890
Seite: 381
(PDF, 165 MB)
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Prot. Kym: Die menschliche Seele.

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erschöpft und besitzt dem Leib gegenüber eine begriffliche
Selbstständigkeit. In ihrer Entwicklung geht sie allerdings
mit derjenigen des Leibes parallel. Leib und Seele sind
zumal und hängen auf das Innigste zusammen, wie das
Auge und das Sehen.

Ein einleuchtender Beweis für die Selbstständigkeit der
Seele liegt in der Thatsache des Denkens. Das Denken
erfasst den Begriff, der den Grund und die Gesetzmässigkeit
der Dinge ausdrückt, es übt Kritik an den Vorstellungen,
es beherrscht die Associationen der Vorstellungen und
verändert dieselben, bis sie mit den Qualitäten der Dinge
übereinstimmen. Das Denken beweist sich also als eine
selbstständige Energie gegenüber den Vorstellungen, welche
z. B. der thierischen Seele gänzlich abgeht. In praktischer
Hinsicht ist die Wirksamkeit der Seele vom Sittengesetz
beherrscht. Das Gesetz aber schwebt nicht in der Luft,
es ist der Ausdruck einer realen Macht Vermöge dieses
sittlichen Gesetzes erhebt sich die Seele durchaus über alles
mechanische Geschehen, sie tritt dem Nervenleben selbstständig
gegenüber, wie das sogar die Thatsache des
Selbstmordes beweist.

Die Immaterialität der Seele ist noch nicht Geistigkeit,
dieses ist die Seele erst als Vernunft, als höchste Intelligenz,
in welcher das Wesen der Persönlichkeit liegt. Dazu bringt
es das Thier niemals, es kann sich nie zum Allgemeinen
erhoben, das Prinzipielle, Urbedingte ist ihm gänzlich verschlossen
. Das Seelische tritt im Thiere selbstständig
hervor, im Menschen dagegen ist es nur Basis und
Werkzeug des Geistes, Der seelische Affect z. B. tritt in
den Dienst des sittlich Guten; die Individualität, die beim
Thiere nur eine organisch-seelische ist und immer mit der
Gattung zusammenhängt, ist beim Menschen eine ethische,
und der Mensch hat an dem Gesetze der Gattung sein
eigenes Wollen und Gut.

Die Frage, wie sich die Seele als Vernunft, als Geist
zum Physisch-Organischen verhalte, liegt auf der Grenze
unseres Erkennens. Wir können das Fürsichsein der Seele
als Thatsache setzen, aber das Wie erkennen wir nicht.
Zwischen Leib und Seele als Geist besteht allerdings ein
Gegensatz, der aber keinen Dualismus begründet. Es ist
das aber ein Verhältniss, das wir nicht konstruiren können.
Ebenso ist es mit dem Verhältniss der Energie der Seele
zum Aufbaue ihres Körpers. Es giebt so nur indirecte
Bestimmungen der Realität der Seele, Rückschlüsse aus
den Thatsachen, aber nicht eine Erkenntnis» der ansich-
seienden Realität.


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