Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
17. Jahrgang.1890
Seite: 383
(PDF, 165 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1890/0391
Henri de Parville: Doppel-Individuen.

383

authentischer Daten geschildert worden. Emil X ist 33 Jahre
alt Er ist der Sohn eines Vaters, der ein Original, aber
auch ein Trinker war, und einer nervösen Mutter. Er ist
sehr intelligent und hat sich schon in der Schule ausgezeichnet
. Er studirte zuerst Medizin, dann aber die
Rechte, wurde Advokat und ist Mitglied des Pariser
Barreaus. Man kann ihn jeden Augenblick hypnotisiren,
und er weist alle Symptome der grossen Hysterie auf: —
Anfälle, Störungen des Gefühls, Unruhe u. s. w. Ein starkes
Geräusch, und er schläft plötzlich ein; ein Pfiff, ein
Trommelschlag, oder der Eeflex eines Spiegels lässt ihn
sofort in hypnotischen Schlaf fallen. Eines Tages tritt er
in ein Cafö am Börsenplatz; ihm gegenüber hängt ein
Spiegel, er sieht sich darin und schläft ein. Man bringt ihn
ins Spital, wo er erwacht. Eines Tages plädirt er vor
Gericht; der Präsident fixirt ihn, und sofort versinkt er in
hypnotischen Schlaf. Unter diesen Umständen tritt nun bei
ihm die Erscheinung des doppelten Bewusstseins auf. Er
vergisst nämlich seine Vergangenheit und bekommt eine
Art zweiter Existenz; er wird ein anderes Ich, das von
dem ersten ganz verschieden ist. Er kommt, geht, fährt
auf der Eisenbahn, macht Besuche, spielt. Wenn er dann
plötzlich, durch eine Art Erwachen, in seinen vorigen
Zustand zurückkehrt, dann weiss er absolut nichts von dem,
was er in den Tagen seines zweiten Zustandcs gethan hat;
sein zweites Ich ist vollständig verschwunden, und das erste
ist da, als ob es gar keine Lücke dazwischen gegeben habe.
Es existiren in der That zwei Emil X. Am 23. September
1888 hatte er sich mit seinem Schwiegervater gezankt; das
regte ihn so auf, dass eine Krisis eintrat und mit ihr das
zweite Ich. Drei Wochen darnach fand man ihn an einem
Orte des Departements Haute-Marne. Wo war er während
dieser Zeit, und was that er? Er weiss es absolut nicht;
er erinnert sich nur noch eines Streits mit seinem Schwiegervater
. Später erfuhr man, dass er zu einem Pfarrer in der
Haute-Marne kam, dem er „sehr sonderbar" vorkam; dass
er dort einen Oheim besuchte, dem er Verschiedenes zerbrach,
Bücher und sogar Manuskripte zerriss. Auch machte er
bOO Fr. Schulden, wegen deren er vor das Gericht von
Vassy citirt, des Betruges angeklagt und in contumaciam
verurtheilt wurde. Am 41. Mai 1889 speiste er in einem
Restaurant des Quartier Latin. Zwei Tage darauf fand er
sich im Spital der Stadt Troyes. Seit seinem Diner im
Bestaurant wusste er von nichts; in Troyes aber hatte er
weder Ueberzieher, noch sein Geldtäschchen, das 226 Frs.
enthalten hatte. Während er nun in seinem normalen


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1890/0391