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386 Psychische Studien. XVII. Jahrg. 8. Heft (August 1890.)
schreibt uns unterem 14. Juni er. Folgendes: — „Um die
Zweifel des Herrn Dr. von Hartmann zu beseitigen, welche
ausgedrückt sind in „Psych. Stud." Jahrg. XVII, Heft III,
Monat März, S. 132 und 133, wo er sagt: ,Wenn bewiesen
werden könnte, ,dass der Individualorganismus mit seinen
Charaetereigenschaften, Gedächtuiss, Bewusstsein, Gehirn-
thätigkeit u. s. w. nach dem Tode fortdaure, so wäre die
Oonsequenz für Ihn unvermeidlich, dass alsdann auch der
Individualgeist fortdauere/ Zur Beantwortung dieser Frage
erlauben Sie mir, meine Erfahrungen im Hospital, wohin
ich durch eine Eisenbahnkatastrophe gelangte, mitzutheilen.
Meinem Leidensgefährten im nächsten Bett wurde ein Bein
abgenommen und begraben; von der Stunde des Begräbnisses
an klagte der Patient, dass er schmerzhaften Druck
fühlte auf der Stelle, wo sein Bein gewesen. Die Herren
Doctoren rümpften ihre gelehrten Nasen und nannten es
Einbildung; denn für diese Herren existirt nichts, als was
dieselben wägen können beim Pfund, oder messen bei der
Elle. Aber der Oberstewart, ein alter Engländer, welcher
den Krimkrieg mitgemacht hatte (kein Spiritualist), wusste
es besser; er Hess das Bein sogleich wieder ausgraben und
fand, dass ein Stück Marmor von einem Leichenstein gerade
mit der scharfen Kante auf das Bein geworfen worden war.
Zur selben Zeit hörte ich, wie mein Nachbar ein 'Ahl'
der Erleichterung ausstiess und sagte, der Schmerz sei fort
(er wusste nämlich nichts von des Stewarts Vorhaben). Der
letztere sagte mir später, dass der Schmerz würde so lange
fortgedauert haben, bis das Bein in Verwesung übergeht;
denn so lange es lebe, bestehe eine magnetische Verbindung
mit dem Körper. — Ein Anderer verlor einen Fuss bei
derselben Gelegenheit, wo ich einen Beinbruch davon trug.
Er besuchte mich ungefähr 6 Monate nachher, wo ich an
Krücken ging, und sagte mir: — 'Ist es nicht merkwürdig?
Du weisst doch, dass meine Schuhe nur mit Lumpen ausgefüllt
sind, und trotzdem fühle ich alle meine Fusszehen
gerade so, als wenn der Fuss noch da wäre.* Ein Engländer,
Namens Crookes, welcher zwei Finger durch eine Maschine
verlor, sagte in einer öffentlichen SpiritualistenVersammlung:
— 'Hier habe ich eine Hand, an der zwei Finger fehlen;
und oft fühle ich, wenn ich meinen Kopf kratze, diese
fehlenden Finger und sogar die Nägel an ihnen!' — seine
eigenen Worte. Diese Beobachtungen veranlassten mich,
sämmtliche Krüppel meiner Bekanntschaft zu examiniren,
und alle behaupten, dass der geistige Theil des Körpers
fortbestehe und für dieselben fühlbar sei, nachdem Theile
des materiellen Körpers abgetrennt sind. Ich fand nur
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