Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
17. Jahrgang.1890
Seite: 423
(PDF, 165 MB)
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Wittig: Professor Preyer im Kampfe gegen die Lebenskraft. 423

standekommen der Empfindung bethätigen, welche blitzgleich
entsteht und verschwindet." . . .

So schrieb Herr Preyer zu Jena am 16. Juli 1886.

Wir brauchen wohl unseren geehrten Lesern nicht
eingehend Professor Zöllner^ Ansichten zu wiederholen, die
wir „Psych. Stud." Februar-Heft 1884 S. 76 ff., Mai-Heft
1884 S. 234 ff. in unserer „Kritik einer Kaplanskritik über
Zöllner" klargelegt haben, und die kurz lauten: — „Hieraus
„scheint mir hervorzugehen, dass das Phänomen der
„Empfindung eine viel fundamentalere Thatsache der
„Beobachtung als die Beweglichkeit der Materie ist,
„welche wir ihr als die allgemeinste Eigenschaft und Bedingung
zur Begreiflichkeit der sinnlichen Veränderungen
beizulegen gezwungen sind." — So schon im Jahre 1872!
Also etwas Neues ist diese Entdeckung des Herrn Prof.
Preyer nicht.

Nun müssen wir aber nicht wenig darüber erstaunen,
dass Herr Preyer den Kampf gegen die „Lebenskraft"
neu aufnimmt, um das, was er in ihr bekämpft, blos durch
ein anderes ebenso räthselhaftes und undefinirtes Wort
„Function" zu ersetzen. Oder hätte etwa die Function
nicht ganz dieselben Eigenschaften wie die Lebenskraft?
Wenn wirklich die Krystallisationskraft im Gestein ganz
dieselbe wäre, welche, nur unendlich complicirter, das
Gehirn bildete, worin unterschiede sich denn da die
gerühmte neue physiologische Anschauung des Herrn Preyer
von der alten mechanistischen Ansicht? „Ein durch
eine so complicirte Function crystallisirtes Gehirn!" — das
ist seiner ganzen Weisheit letzter Schluss! Die Function
der Empfindung nichts anderes als ein waldähnliches
Zusammenrauschen oder -Lispeln aller Empfindungen! Diese
Function ist also nichts anderes als eine verkappte Mechanik
mit nur etwas mehr Windmühlflügeln — an Stelle der alten
vier Flügel die amerikanischen Rundflügel gesetzt l Vielleicht
erfindet er noch eine Kugelwalze mit Flügeln! Nein, sie
ist schon da — es ist sein Protoplasma, das alle
tiefsten und höchsten Eigenschaften der Selbstentwickelung
und Selbstvervollkommnung schon in sich trägt. Die ganze
Opposition des Herrn Preyer gegen die bisherige Physik
und Chemie erscheint uns sonach nur als ein Scheingefecht,
da seine neue physiologische Entdeckung einer Function
der Allempfindung im Grunde nur ein Zusammenklappern
aller alten Wind- und Wassermühlen mit einer effectvollen
Schlussexplosion bedeutet. Er will ja weiter nichts, als
„eine völlig einheitliche Grundlage aller Natur- und Geisteswissenschaften
*', in Folge dessen er eben alle Geisteswissen-


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