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450 Psychische Studien, XVII. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1890.)
Nicolaus Amiciy Lizentiat der Theologie und Abgesandter
der Universität Paris,*) gehört habe, hat sie endlich bekannt,
sie habe einen Engel Gottes zum Begleiter, welcher aber
nach dem Urtheil der gelehrtesten Männer und nach vielen
Oonjecturen und Proben ein böser Geist ist. Da sie durch
diesen Geist zur Hexe gemacht worden war, wurde sie
durch die öffentliche Justiz dem Feuer übergeben, wie ausführlich
genug aus ihrer vom König von England unserem
Kaiser Siegismund übersandten schriftlichen Geschichte zu
lesen ist.
„Zu derselben Zeit standen zwei Frauen in der Nähe
von Paris auf und sagten öffentlich, sie seien von Gott
gesandt, dass sie die Jungfrau Johanna unterstützten. Wie
ich aus dem Munde des obengenannten Magister Nicolaus
hörte, wurden sie später als Hexen vom französischen
Inquisitor gefangen gesetzt und, als sie durch mehrere
Doctoren der Theologie verhört wurden, fand man sie durch
die trügerischen Einflüsterungen des bösen Geistes betrogen.
Da nun eine dieser Frauen erkannte, dass sie von einem
Engel des Satans verführt worden sei, widerrief sie nach
geschehener Belehrung durch die Geistlichen, wie es sich
gebührt, ihren Irrthum. Die andere aber, welche in ihrer
Halsstarrigkeit verharrte, wurde von den Flammen verzehrt."
— Somit scheint die wirkliche Verbrennung der Johanna
cTArc so gut wie historisch erwiesen.**)
Selbsterlebtes Im Gebiete des Spiritismus.
Aus dem Nachlasse
von Alexander Schupp.
IV.
(Schluss von Seite 414.)
Eines Abends war bei mir eine grössere Zahl spiritistischer
Freunde beiderlei Geschlechts versammelt, weil uns vermittelst
der gewöhnlichen [ßleistift-]Korrespondenz eine
besondere Manifestation in der Nacht zwischen 11—12 Uhr
zugesagt worden war. Die Gesellschaft hatte sich in zwei
*) Demnach war Amici wohl als Gesandter der Sorbonne beim
Process der Jungfrau anwesend. — C. K.
**) Weitere Belege und Nachweise sind zu finden in dem Artikel:
— „Die Jungfrau von Orleans und die Geschichtsforschung der
Gegenwart" von Otto Speyer in „Blätter für literarische Unterhaltung",
herausg. v, Friedr. Bienemann in Leipzig, Nr. 30 v. 24. Juli 1890. —
Hiernach soll sie richtiger Jeanne Darc heissen. —
Der Sekr. d. Red.
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