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Schupp: Selbsterlebtes Im Gebiete des Spiritismus. 455
jährlich 500 Gulden erhöht wurde und alle seine Söhne
bis auf einen, (Töchter hatte er nicht), mit der Zeit anständig
versorgt waren. Die anfänglich so peinliche Lage
verbesserte sich also jedenfalls und, wie gesagt, in kurzer
Zeit nach der erfolgten, in seinem Manuscript angeführten
„Manifestation."
Dieses Manuscript verfasste der Vater im Jahre 1876
nach ausführlichen, während der erlebten Kundgebungen
geschriebenen Notizen. Diese Notizen sind in meinem
Besitze.
Näheres über den Vater angebend, muss ich sagen,
dass er staunenswerthe und gründliche Kenntnisse besass,
ausserordentlich belesen und wahrhaft hochgebildet war,
und dass dieses allgemein von ihm gegolten hat. Mit besonderer
Vorliebe aber gab er sich mit der Kunst (Musik
und Zeichnen) ab, und lag philosophischen und weltgeschichtlichen
Studien ob, huldigte dabei immer einer idealen,
geistigen Weltanschauung, hatte jedoch stets in Sachen des
Uebersinnlichen ein streng exactes, klares und objectives
Urtheil. Trotzdem, oder vielleicht in Folge des vielen
Studierens und Nachdenkens, litt er kurz vor seinem im
80. Lebensjahre erfolgten Tode an sonderbaren Visionen
(Hallucinationen?), wobei aber durchaus keine
Geistesstörung stattfand. Er behauptete nämlich steif
und fest, von (für Andere) unsichtbaren Wesen (Menschen)
umgeben zu sein, sprach laut mit ihnen, und zwar meistens
in ärgerlicher, gereizter Weise, diese „Leute" als feindliche,
wirklich lebende Menschen betrachtend.
Sein Tod war die Folge einer längeren Krankheit
(Altersschwäche), aber abgesehen von jenen Visionen,
bewahrte er bis an sein Ende einen klaren und scharfen
Verstand.
Meine Mutter lebt noch und befindet sich gegenwärtig,
nachdem die tristen Vermögensverhältnisse des Vaters
geordnet sind, in befriedigender Lage.
Die von den „Geistern" erfolgte Vorhersagung in Bezug
auf die Söhne meines Vaters, traf ein. Mein (älterer) Bruder
wurde k. k. Auditor, ich Soldat und der dritte starb als
vierjähriges Kind. Zwar wechselte später mein Bruder und
auch ich den Beruf, doch dies ändert an der Sache nichts.
Dieser ältere Bruder lebt in Wien als Postsekretär (und
Hauptmann-Auditor in der Reserve).
Die bei den meisten Experimenten fungirenden Medien
waren die beiden Fräulein Marie Watze, JBeamtenstochter,
und Filomene Serres, Kreisarztstochter; sie waren Hausfreundinnen
und standen sammt deren Eltern und Ge-
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