Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
17. Jahrgang.1890
Seite: 458
(PDF, 165 MB)
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458 Psychische Studien. XVII. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1890.)

berichtet haben.1) Ich rathe gleichwohl Jedermann, auf das
Hellsehen mit verbundenen Augen überhaupt keine Zeit zu
verlieren; er würde besten Falles die Anwesenden überzeugen,
aber niemals die skeptischen Leser seiner Berichte.

Wer das Hellsehen als eine vollkommen einwurfsfreie
Thatsache konstatiren will, sollte von Augenbinden und
Gesichtsmasken, die für sensitive Versuchspersonen immer
störend sind, ganz absehen. Man bemerkt bei Somnambulen
häufig durch die Augenlieder hindurch rotatorische Bewegungen
der Augen; der Druck der Binde verursacht also
Unbehagen, und wenn daran das Experiment nicht scheitert,
so wird es doch erschwert. Daher sollte man das Hellsehen
immer in solcher Weise vornehmen lassen, wobei das Objekt
verdeckt, d. h. eingeschlossen ist. Aber selbst dabei ist
noch eine weitere Bedingung einzuhalten. Es ist nämlich
das noch vor wenigen Jahren allgemein verworfene Phänomen
der Gedankenübertragung in neuerer Zeit so vielfach bewiesen
worden, dass nunmehr selbst die Zweifler von dieser
Erklärungshypothese ausgedehnten Gebrauch machen, sobald
sie dadurch einer noch grösseren Concession an die Mystik
entgehen können. Können sie das Hellsehen nicht anders
loswerden, so lösen sie es in Gedankenübertragung auf.
Die noch zu erfüllende weitere Vorbedingung des Experiments
besteht also darin, dass Niemand von den Anwesenden den
in der Schachtel eingeschlossenen Gegenstand weiss.

Ich leugne keineswegs die Möglichkeit, dass scheinbares
Hellsehen häufig auf blosser Gedankenübertragung beruht;
besonders in den älteren Berichten ist diese Fehlerquelle
nicht immer beachtet worden. Wenn z. B. der Arzt Rostan
seiner Somnambulen einen Gegenstand hinter den Kopf
hielt, welche genau angab, es sei eine Uhr, die auf 7 Uhr
50 Minuten zeige, so ist hier die Hypothese der Gedankenübertragung
zulässig; wenn er aber hinzufügt, er habe den
Zeiger mehrmals herumgedreht, ohne dabei hinzusehen,
worauf die Somnambule abermals die Zeit richtig angab,
so ist erst dieses zweite Experiment einwurfsfrei.2) Es giebt
also viele Berichte, in welchen die Alternative, Hellsehen
oder Gedankenübertragung, unentschieden bleibt, ja wo sie
vom Experimentator gar nicht geahnt wurde. Eine Somnambule
wusste genau, was der Magnetiseur in der
geschlossenen Hand hielt, sobald er selbst den Gegenstand
kannte. Als ihm aber Jemand in die auf dem Rücken

*) Pigeaire: — „61ectricit6 animale." — Frappari: — „Lettre»
sur le magnetisme."

Ä) Du Potet; — „Trait6 du magnetisme animal." 447.


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