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486 Psyohisohe Studien. XVII. Jahrg. 19. Heft. (Oktober 1890.)
die nächtliche Ruhe nicht stören, worauf die Gestalt verschwand
. Ich bemerke, dass von der alten Probstei (jetzigen
Superintendentur) ein unterirdischer Gang nach dem
Kapuzinerkloster führte, dessen grossartige Ruinen ich noch
gesehen habe. In einem der Kellerräume war eine Nonne
eingemauert gewesen; das Thürchen hoch oben, worin man
ihr Speise und Trank gereicht hat, war noch vorhanden.
Später, als die enge Mauerumhüllung weggerissen wurde,
fand man Staub und Knochen. — Um Ihren Raum nicht zu
sehr in Anspruch zu nehmen, habe ich die Facta so kurz
als möglich mitgetheilt." — „Ich lasse nun folgen: —
„Die Geschichte vom schwarzen Amtmann.
Was ich hier mittheilen werde, hatten viele der ältesten
Sorauer erlebt. In einem Eckhause der Neustadt in Sorau
lebte ein Amtmann, der, wie es hiess, ein ruchloses Leben
geführt hatte. Er starb, und wie die Leute damals glaubten,
habe ihn der Teufel geholt. Der Sarg mit der Leiche stand
auf der Bahre vor der Thür. Ein Geistlicher war zur Begleitung
nicht engagirt, aber das Sängerchor von den
Schülern hatte das Sterbelied gesungen. Die Träger heben
die Bahre in die Höhe, und, o Grauen! in dem Augenblicke
guckt der Amtmann zum oberen Fenster heraus. Eilenden
Schrittes trägt man den schweren Sarg (es waren nur zwölf
Träger) nach dem Gottesacker. Wie üblich wird vor dem
Einsenken der Sarg noch einmal geöffnet, und der schwarze
entstellte Leichnam befindet sich in dem Sarge. Da man
Spuk fürchtete, wurde der Amtmann auf eine Waldwiese
geringen Umfangs gebannt. Merkwürdig war, dass auf
diesem Platze kein Vogel nistete, kaum eine Blume blühte,
und dass Einen ein eigenthümliches Grauen befiel. Verfasser
dieses hat mit seinen Freunden oft diese Stelle im Waldesdunkel
besucht."
e) „Platon's Phädon philosophisch erklärt und durch die
späteren Beweise für die Unsterblichkeit ergänzt" von
/. Baumann. (Gotha, F. A. Perthes, 1889.) VIII u. 208 S.
gr. 8°. 4M. — betitelt sich eine Schrift, welche vom philosophischen
Standpunkte aus für alle Spiritualisten von
Werth sein dürfte. Es wird darin nach einem Kern von
verlässlichen Gründen für die positive These der Unsterblichkeitslehre
„geforscht." Dieser Kern des Beweises beruht
in der „Verkettung der beiden Sätze, von denen der eine
die Ewigkeit der Seele als den Realgrund für alles wahre
Erkennen, der andere die Wirklichkeit dieses Erkennens
als den Erkenntnissgrund für die Ewigkeit der Seele
hinstellt." Prof. H. Siebeck in Giessen liefert eine gute Besprechung
des Buches in „Deutsche Litteraturzeitung"
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