Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
17. Jahrgang.1890
Seite: 491
(PDF, 165 MB)
Bibliographische Information
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Brandes: Pariser Plaudereien über spiritistische Erlebnisse, 491

tiefen Weltkenntniss, lebte in intimeren Beziehungen zu
einer Dame, die ihm als Medium diente. Graf Brassier war
fromm, aber keineswegs mystisch. Er war heiterem Lebens-
genuss nicht abhold und hielt an dem Motto im lachenden
Demokrit fest: „ein Zötlein in Ehren, wer will's verwehren."
Nebenbei war Graf Brassier auch Soldat, und bei diesen
pflegt doch gewöhnlich der Glaube über das strict noth-
wendig Uebernatürliche nicht hinauszugehen. Ja, er war
Landwehr-Major, der gute alte Herr, und ich erinnere mich
noch der seltsamen Erscheinung lebhaft, als er den verstorbenen
Feldmarschall Prinzen Friedrich Karl bei seinem
Besuche in Rom in einer vorsintfluthlichen Landwehr-Major-
Uniform empfing. Auf dem feinen geistvollen Kopfe mit
den zwei grossen, trotz des hohen Alters des Besitzers
glänzenden Augen wackelte der mächtige, messingbeschlagene
Helm mit einer ängstlich hohen Helmspitze hin und her,
und die breiten Majorsepauletten mit den langen Silber-
franzen hingen auf die durch die Jahre schmaler und
schmaler gewordenen Schultern wie die Fittiche einer
weissen flügellahm geschossenen Taube hernieder. Als
Diplomat hätte Graf Brassier eigentlich Skeptiker von Beruf
sein sollen; als Soldat war er gewissermaassen verpflichtet,
den Glauben des alten Dessauer's zu haben, der in dem
Gebet vor der Front so drastisch zum Ausdruck kam; als
Mensch war er katholischer Christ. Und was waren nun
die Resultate aus Allem? Eine grosse ethische Unbefriedigtheit
, die ihn in den Verkehr mit der vierten Dimension
zog. Er war übrigens ein freier Bekenner des Spiritismus.
Unser damaliger Militärattache, der sich in der Römischen
Gesellschaft und auch anderwärts durch geschickt ausgeführte
Taschenspielerkunststücke einen Ruf gemacht, hatte es
unternommen, ihn von seinem Glauben an die vierte
Dimension zu bekehren. Er setzte ihm aus einander, wie
der berühmte Spiritist Slade und Andere bei ihren Kunststücken
verfuhren, ja er produzirte ihm einige derselben.
Als ich mich am nächsten Morgen zum Vortrage über die
Morgenpresse einfand, kam die alte Excellenz auf die
X'schen Kunststücke zu sprechen und meinte: — „Der X
ist ein ganz verflixter Kerl, aber er hat mich in meinen
Ansichten über den Spiritismus nicht erschüttern können."
So sind sie alle, die Spiritisten. Ein Zurück beim Spiritismus
giebt es nicht.

Ich habe dann einen aufgeklärten Prälaten in Rom
kennen gelernt, der ebenfalls ein eifriger Spiritist war.
Derselbe erzählte mir die wunderbarsten Dinge über die
Sitzungen, denen er beiwohnte. Einmal hatten ihn die

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