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492 Psychische Studien. XVII. Jahrg. 11. Heft. (November 1890.)
Geister mit dicken Soldi beworfen. Er hatte das kalte
Metall an Wangen und Händen gefühlt und dasselbe
klirrend zu Boden fallen hören. Als aber Licht gebracht
wurde, war nichts zu sehen. Ich fragte ihn, woraus er
denn geschlossen, dass es Kupfermünzen gewesen seien, die
ihn getroffen? Verblüfft sah er mich eine Weile an und
meinte dann nicht ohne Esprit: — „Ja glauben Sie denn,
dass die Geister bei den hiesigen Geldverhältnissen mit
Napoleon^ werfen werden?" — Wir befanden uns nämlich
in der Zeit des Zwangskurses.
An mich selbst ist der Versuch, mich zum Spiritismns
zu bekehren, in Paris herangetreten. Vor einigen Jahren
machte ich die Bekanntschaft eines älteren Herrn, eines
seit langen Jahren in Amerika lebenden Schweizers, der
mit seinem neunjährigen Sohne, einem hochbegabten
Knaben, über den Ocean gekommen war, um ihn im
hiesigen Konservatorium für Musik zum Pianisten ausbilden
zu lassen. Der Junge studirte hier unter Matthias mit
grossem Erfolge. Der Vater suchte durch Stundengeben
in Sprachen sich und seinen Knaben durchzubringen, was
jedoch nur ungenügend gelang, so dass, nachdem die aus
Amerika mitgebrachten Ersparnisse aufgezehrt waren, die
Notwendigkeit an ihn herantrat, die Studien seines Sohnes
zu unterbrechen und in die Heimath zurückzukehren. Das
wäre sehr bedauerlich gewesen, und ich versuchte mit Hilfe
eines hochherzigen hier lebenden, jetzt nach Berlin übergesiedelten
Grossfabrikanten, der wie seine Gattin sich des
Knaben besonders warm annahm, ein Oomite zu bilden,
welches die erforderlichen Mittel zum ferneren Studium
desselben aufbrachte. Ich muss das vorausschicken, um
mein Verhältniss zu dem Vater des jungen Pianisten zu
kennzeichnen. Der alte S. war ein begeisterter Spiritist.
Er kannte alle bedeutenden Medien von Paris an der Schnur
und war in allen spiritistischen Kreisen, so namentlich bei
der Herzogin von Pomare, wegen seiner grossen spiritistischen
Erfahrungen eine gern gesehene Persönlichkeit. Er, der
sonst nicht ebens redselig war, sprach mit entflammten
Worten von seinem Verkehr mit den Geistern der Abgeschiedenen
und hatte auf meinen Spott immer nur die
eine Antwort: ich möchte mich heute gegen den Spiritismus
sträuben, so viel ich wollte, es würde der Tag kommen,
wo ich mich ihm nicht würde verschliessen können, und
dann, ja dann würde ich ein feuriger Apostel desselben
werden. „Darauf möchte ich es ankommen lassen," war
meine stehende Erwiederung.
Eines Tages kam S, zu mir und zeigte mir eine Reihe
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