Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
17. Jahrgang.1890
Seite: 509
(PDF, 165 MB)
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Schulz: Einige spukhafte Erlebnisse im alten Leipzig. 509

stand und die Nacht zum Tage erleuchtete, schlich ich
mich ganz leise mit meinen Angelgeräthschaften an das
Ufer der Elster, Will man etwas fangen, so muss alles
sehr still zugehen, denn die Fische haben feine Ohren.
Noch besser ist's, wenn man ihnen, den Fischen, auch den
Wind abschneiden kann, was freilich nicht immer möglich
ist. Als ich ruhig und ganz still auf dem Kieswege stehe,
der den zweiten Teich von der Elster scheidet, kommt an
dem „chinesischen Häuschen" vorbei, von der Gegend der
sogenannten Heiligen Brücke her, die ich schon oben
erwähnte, ein junges Mädchen ohne Kopfbedeckung. Im
übrigen war dasselbe bekleidet mit kurzem Rocke und
Jäckchen, das halbe, sehr bauschige Aermel hatte, wie sie
in meiner Jugend vorzüglich „dienende*4 Frauenzimmer
trugen. Sie huschte, kaum drei Schritte von mir entfernt,
an mir vorüber, mehr schwebend als gehend, indem es ganz
genau so aussah, als wenn ein Fuss sicli über der Elster,
der andere dahingegen über deren Ufer befand. Ich habe
dem Phänomen, es war doch wohl eine Materialisation, eine
grosse Strecke nachgesehen, wobei mir das schöne, klare
Mondlicht herrlich zu statten kam, bis es hinter den Badehäusern
, die ich auch schon erwähnt habe, verschwunden
war. Es sah fast so aus, als wenn das Mädchen von
Jemand gejagt würde. — Tn "Wahrheit, wie ich auf Verlangen
beeiden könnte, eine wunderbare Erscheinung. Als
ich ruhiger geworden war, fiel mir der in der Bibel verzeichnete
Bericht ein, wo es heisst: — „Die Jünger zogen
nach Emmaus, und der Herr ging vor ihnen her." — Das
war r«ber nicht ein „Gehen", sondern mehr ein „Schweben."
Ganz ähnlich wie in meinem Falle. Ich stand noch lange
Zeit und blickte regungslos, ohne eigentlich erschrocken zu
sein, oder Furcht zu empfinden, der Erscheinung nach.

Einige Tage nach diesem Ereigniss kehrte eine meiner
Töchter, die sich auf einer Besuchsreise bei meinem Bruder
in Wien befunden hatte, zu uns zurück. Da ich in Gestalt
und Kleidern, die mein Kind im Hause trug, Aehnlichkeit
mit dem Phantom fand, so unterzog ich dasselbe einer
scharfen Prüfung, die aber keinen anderen Erfolg hatte,
als dass mir meine Tochter gestand, dass sie die letzte
Zeit grosse Sehnsucht nach dem Elternhause gehabt
habe. Das befriedigte mich in meinem Falle allerdings
nicht, indem ich glaubte, hier einen Zusammenhang mit
meinem Phantom zu finden, und ich musste die Motive
hierzu wohl wo anders suchen.

Obwohl aus dieser ganzen Geschichte schon ein recht
langes Lied geworden ist, so will ich doch zum Schluss


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