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512 Psychische Studien. XVII. Jahrg. lt. Heft. (November 1890.)
gebrochen und durch werthlose, falsche ersetzt worden sind.
Sofort nach dieser betrübenden Entdeckung begiebt sich
der Herr X, um den Goldschmied zur Rechenschaft zu
ziehen, nach dessen Wohnung, aber der Vogel ist ausgeflogen
. Da nun, nach geschehener Anzeige, die Verfolgungsmittel
jener Zeit nicht so günstig lagen wie heute,
ist er nicht wieder eingefangen worden. Herr X, ein ursprünglich
begüterter Mann, hatte sich während dessen auf
andere Weise Geld zu verschaffen gewusst und war, um
den Spitzbuben zu fangen, aufs Gerathewohl in die Welt
hineingereist. Hier in Leipzig hatte er das Glück, oder
auch Unglück, wie man will, den Dieb an dem obenerwähnten
Bache, unter den schattigen Bäumen lustwandelnd,
anzutreffen und sans fa§on niederzustechen. Die Leiche
ist nachmals im Bache aufgefunden und die Geschichte
ruchbar geworden. Von dieser Zeit an soll der Bach, den
ich nie habe anders nennen hören, den Namen „Diebesgraben
" bekommen haben. — Soweit die Erzählung meines
seligen Grossvaters. —
IL Abtheilung.
Theoretisches und Kritisches.
Das Hellsehen.
Von Dr, Carl da Prel.
I.L
(Schluss von Seite 463.)
Weil nun geringere Reizstärken durch grössere ausgelöscht
werden, so ist das normale Licht für Hellsehende
störend. Reichenbach hat die Erfahrung gemacht, die von
vielen Magnetiseuren bestätigt wird, dass die Somnambulen
die Ausschliessung des normalen Lichtes verlangen, um für
Odlicht empfänglich, d. h. hellsehend zu werden. Sie
erklären, im Finstern am besten zu sehen. Eine Sensitive
gab an, dass sie durch manche Gegenstände hindurchsehe
und noch zweite und dritte Gegenstände hinter diesen
gewahr werde, ebenso, wie übereinander liegende farbige
Gläser. Das Hellsehen, so sagt Reichenbach, verfällt also
geradezu der Naturwissenschaft.1) Die sogenannte Mystik
*) Ders. II. 609-611. 614.
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