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Kurze Notisen.
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schaft zu Edinburgh sagte: — „Die Wissenschaft ist an die
ewige Ehrenpflicht gebunden, furchtlos jedem Problem ins
Angesicht zu schauen, welches ihr offen vorgelegt werden
kann." (Aus einer Münchener Zeitung vom Mai er.)
b) Aus Brandenburg ging uns d. d. 14. Juli 1890
folgende Mittheilung zu:*) — „Man hat oft genug daran
gezweifelt, ob in dem Somnambulismus eine Wahrheit liege,
oder ob Betrug unterlaufe. Schreiber dieses hat Folgendes
erlebt, welches davon Zeugniss giebt, wie der Mensch durch
sein geistig-seelisches Vermögen ausser sich zu sehen vermag.
In der Sorauer Irrenanstalt war eine Somnambule, welche
vor ihrer Unterbringung und nachher noch bis zu ihrer
Genesung von 5 bis 7*/2 Abends im magnetischen Schlafe
lag. Auf meine Bitte nahm mich mein Vater einst mit. Er
wählte, um rascher in die Anstalt zu kommen, (es war
gegen Ende November) einen Weg, welcher wegen schmutziger
Gräben im Finstern zu passiren höchst gefährlich war.
Endlich gelangten wir mühselig an die Pforte, zu deren
Eingang mein Vater den Schlüssel hatte. Auf dem Hofe
angekommen, wollte mich mein Vater zum Inspector schicken,
während er bei der Kranken verweile. Auf meine wiederholte
Bitte nahm er mich mit, und wir traten ein. 'Ei,
guten Abend! Herr Diakonus,* sagte die auf ihrem Bette
im Schlafe liegende Person, 'da haben Sie ja Ihr Söhnchen
mitgebracht. Ich habe es wohl gesehen, wie Sie im Finstern
so schwer den Weg passirten bis zur Anstalt, auch wie
Sie den Sohn nöthigen wollten, zum Herrn Tnspector zu
gehen. Nun sind Sie hier/ Die Frau offenbarte nun
Dinge von unserer Familie, welche Niemand wissen konnte,
als wir. Und wenn sie meinem Vater die Hand reichte,
konnte sie noch mehr Mittheilungen machen. Dass Viele
die Person, sobald es ihnen gestattet war, aufsuchten, lässt
sich denken. Die Sache hat einen so unvergesslichen
Eindruck auf mich gemacht, dass ich mich genau der mit-
getheilten Worte erinnere." — „Ehe Herr Pastor Müller in
Bliesendorf die Ereignisse von Kesau zum Abdruck sendet,
und zwar durch mich, denke ich Ihnen noch Mittheilungen
zu machen, auch Einiges über Kuren durch Besprechung. —
Pastor emer. Reicheribach."
c) Franz Xaver Kraus berichtet uns in seinem Essay:
— „Frauenarbeit in der Archäologie" — in der „Deutschen
Rundschau" Nr. 12 v. 15. März 1890 unter anderen berühmten
und gelehrten Frauen auch von Donna Ersilia
*) Vergleiche Kurze Notiz sub d) im Oktober-Heft 1890 S. 485 ff.
Der Se kr. d. Red.
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