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Kurze Notizen
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ä) Unsere geehrten Leser und Besitzer der früheren
Jahrgänge der „Psych. Stud." werden sich unserer vielfachen
über Goethes Beziehungen zum Spiritismus und Spiritualismus
gesammelten Notizen erinnern, welche im Mai-Heft 1874
S. 237 ff. beginnen und im Juli 1875 S. 333 ff,, Januar
1880 S. 10 ff., December 1880 S. 574, April 1882 S. 180 ff,
Februar 1884 S. 84, December 1884 S. 586, Februar 1885
S. 59, 74, 89, März 1885 S. 132, April 1885 S. 185, 186,
Juli 1885 S. 328 ff. fortgesetzt sind. Wir heben heute die
im December-Heft 1884 S. 586 gebrachte Notiz über ein
Voranzeichen, welches Goethe durch Herabfallen eines
Gypsmedaillon-Porträts Napoleon'* L am Tage der Leipziger
Völkerschlacht erhielt, heraus, weil wir dazu eine Bestätigung
in einem Artikel: — „Stammbuchblätter aus Goethe1 $
Nachlass". Mitgetheilt von Dr. Walther Vulpius in „Deutsche
Rundschau", herausgegeben von Julius Rodenberg, Nr. 17 v.
1. Juni 1890, vor uns haben. Daselbst lesen wir S. 360 ff.
von Goethe'* freundschaftlichen Beziehungen zur ganzen Familie
des Banquiers Willemer*'s in Frankfurt a. M. W., welcher
bereits seine dritte Ehe mit Marianne, geb. Jung, geschlossen,
Goethe1* liebreizender „Suleika", hatte aus erster Ehe mit
Marianne Magdalena Lang aus Berlin drei Töchter, welche
zur Zeit der Bekanntschaft mit Goethe sämmtlich verheirathet
waren. Die älteste Rosine (Rosette) war bereits eine verw.
Stadel, welche sich dem Dichter besonders warmherzig an-
schloss, als er zum ersten Male in den Sommermonaten
1814 auf der Gerbermühle, einem der Stadt Frankfurt
abgepachteten, eine halbe Stunde mainaufwärts gelegenen
Besitz Willemer'*, sich als dringend geladener Gast einfand.
Sie schrieb in ihr Tagebuch: — „Den 18. September 1814.
Tag mit Goethe auf der Gerbermühle. Welch* ein Mann,
und welche Gefühle bewegen mich! Erst den Mann gesehen,
den ich mir als einen schroffen, unzugänglichen Tyrannen
gedacht, und in ihm ein liebenswürdiges, jedem Eindruck
offenes Gemüth gefunden, einen Mann, den man kindlich
lieben muss, dem man sich ganz vertrauen möchte." — Wir
übergehen die intimen Beziehungen Goethe'* zu dem
Willemer*'sehen Ehepaar selbst und berichten nur das uns
Nächstliegende. Daselbst heisst es weiter,: — „Der folgende
Eintrag (ins Stammbuch) von Rosette Stadel bezieht sich
auf die in Goethe'* Gemeinschaft verlebte erste Gedenkfeier
des 18. October 1814. Mit Glockenläuten und Chorälen
von den Thürmen wird der festliche Tag begonnen, und
sollte einer Anregung von Ernst Moritz Arndt zufolge mit
abendlichen Feuern auf den Bergen beschlossen werden.
Goethe genoss das herrliche Schauspiel in Willemer9* Familien-
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