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D. V.: F. v. Feldegg's „Geföhl als Fundament der Weltordnnng". 557
sehr zum Nachtheil der Sache vorgiebt; vielmehr dürfte
gerade in dieser Art von Erscheinungen die grösste empirische
Bestätigung liegen, welche der voraneilenden philosophischen
Speculation dereinst noch werden wird." (S. 37).
Eine höchst beachtenswerte, weil philosophisch vertiefte
Erklärung des „visionären Hellsehens" bringt uns das Buch
auf S. 186: — „Was diese Offenbarungen" — des Hellsehens
— „betrifft, so sind sie meist in irgend einer Hinsicht
prophetischer Natur, d. h. in ihrem Wesen weder an die
Zeit, noch an den Raum gebunden. Dies ist aber schlechterdings
unbegreiflich, so lange man diese beiden Anschauungsformen
als conditio sine qua non aller unserer Wahrnehmungen
betrachtet; . . . hat man dagegen mit uns
erkannt, dass unser Wahrnehmungsvermögen durchaus nicht
in allen seinen Formen an Zeit und Raum geknüpft ist:
so wird jene Unbegreiflichkeit wesentlich gemildert." —
Diese Form ist dem Verfasser das „Gefühlsvermögen",
dessen fundamentale Bedeutung nachzuweisen die eigentliche
Aufgabe des ganzen Buches ist. Wir müssen es natürlich
jedem Leser des Buches selber anheimstellen, in den tiefen
Sinn des Ganzen einzudringen, und wollen bloss noch darauf
verweisen, wie sehr eine Philosophie, die von dem strengen
kritischen Standpunkte eines Kant ausgeht und zur princi-
piellen Anerkennung der Möglichkeit der spiritualistischen
Phänomene gelangt, für jeden in unsere Lehre Eingeweihten
von Interesse sein dürfte. Denn „Kunst, Ethik und Wissenschaft
sind incommensurabel . . . das Räthsel dieser Welt
ist in diesem Sinne gelöst, wenn wir es aufgeben, diese
Lösung in Worten, also der Sprache der Erkenntniss, zu
erzwingen."
Die „übersinnlichen" Verkehrswege.
Eine Entdeckung von Johanne» (Spannth.
I.
Wie oft schon glaubten wir wissbegierigen Menschen,
den Schleier lüften zu können, welcher unser Kommen und
Gehen hier auf Erden deckt Immer und immer wieder
haben wir einsehen müssen, dass der gehobene Vorhang
nur die Aussicht auf einen abermaligen Schleier erlaubt.
Und doch forschen wir weiter. Wir können nicht anders,
wenn auch wir wollten. Wir müssen vorwärts, auch wenn
es uns zur Gewissheit geworden ist, dass wir in unserer
jetzigen Sphäre den Schleier der Schöpfung nie lüften
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