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Karze Notizen.
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welche dem Magnetismus bisher noch nie gekannte Kräfte
zuschreiben, der Uebertreibung oder des Schwindels beschuldigen
darf." — Karl du Prel widerspricht in der „Sphinx",
welche dieses Gutachten abdruckt, in einer längeren Nachschrift
nur dem Punkte, dass der Magnetismus „bisher nur
von wenig wissenschaftlich Gebildeten studirt" worden sei.
Zu Anfang unseres Jahrhunderts habe in Berlin sogar eine
von Professor Wolfart geleitete magnetische Klinik bestanden.
Ferner erinnert du Prel an das zwölfbändige Archiv für
thierischen Magnetismus, das 1817—1823 von den Professoren
Kieser, Eschenmayer und Nasse herausgegeben wurde. (6. Beilage
zum „Leipziger Tageblatt" Nr. 320 vom 16. November
1890.)
c) Auf die Frage eines Mitarbeiters des „Evenement"
in Paris zum Tage „Allerseelen", den 2. November, an eine
Reihe hervorragender Schriftsteller, ob sie lieber begraben
oder verbrannt sein möchten, hat unter Anderen Coppie,
ein gläubiger Dichter, erklärt: - „Ihre Frage erinnert mich
an die berühmte Kochbuch Vorschrift: Das Kaninchen verlangt
, lebendig geschunden zu werden. Der Hase zieht vor,
zu warten. Ich möchte es mit Ihrer Erlaubniss wie der
Hase machen. Ich scherze, weil ich den Tod nicht fürchte...
Das Schicksal meiner Hülle ist mir gleichgiltig. Ich glaube
nicht und kann nicht glauben, dass mein ganzes Ich in der
Grube verschwinden wird. Sperat anima mea (Es hofft
meine Seele)." — Jules Simo7i ist die Sache ganz gleich.
„Ich weiss, dass manche Katholiken die Verbrennung verwerfen
, weil geschrieben steht, dass wir im Fleische auferstehen
werden. Aber von unserem Fleische bleibt auch
im Kirchhofe nicht viel übrig, und Gott braucht keinen
menschlichen Staub, um den menschlichen Leib aufzuwecken
/* — Hyacinthe Loyson erwiedert: — „Mich persönlich
geht die Frage sehr wenig an. Ich denke wie Plato, dass
nicht der Leib der Mensch ist, sondern das, was den Leib
hat. Es handelt sich blos darum, nicht lebendig begraben
zu werden, was häufiger vorkommt, als man glaubt." —
Sardou ruft mit wahrer Begeisterung: — „Verbrennen!
Verbrennen! Es wird mir sehr viel Vergnügen machen,
verbrannt zu werden." — Die Beerdigung hat keinen einzigen
ebenso schwungvollen Liebhaber unter den lebenden Schriftstellern
Frankreichs. — In der Schweiz hat unser ehrwürdiger
Gottfried Keller, dessen echt spiritualistischer
Gesinnung unser Journal des Oefteren gedacht hat, nach
seinem am 16. Juli 1890 erfolgten Tode zufolge testamentarischer
Bestimmung im Crematorium zu Zürich seinen Leichnam
verbrennen lassen. Die Stadt Zürich bereitete ihm
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