Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
17. Jahrgang.1890
Seite: 574
(PDF, 165 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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574 Psychische Studien. XVII. Jahrg. 12. Heft. (December 1890.)

g) Edmund Naumann berichtet uns in seinen „Bildern
aus Japan" (s. Westermanrü% illustrirte deutsehe Monats-
Hefte" Januar-Heft 1890, 34. Jahrg. Heft 400 S. 484—508)
unter vielem Anderen auch über ihren Glauben und Aberglauben
. „Auch in Japan ist die Liebe nicht immer beständig
. Aber wehe dem, der sein Liebchen treulos verlässt!
Die Rache folgt auf dem Pusse. Sie gebiert schaurige
Flüche, und diese Flüche sollen den Treulosen martern und
in den Tod jagen. Freilich ist es nicht die Japanerin allein,
die den Sympathiezauber übt. Spuren dieses Zaubers
finden sich nach R. Andree über die ganze Erde verbreitet.
'Ich stech das Licht, ich stech das Licht, ich stech das
Licht, ich stech das Herz, das ich liebe', singt die verlassene
Oberpfälzerin, und der seinen Schwur gebrochen, muss
sterben. Die Japanerin ruft, von Eifersucht und Rache
getrieben, ihre Götter an, den, der ihr Herz gebrochen,
zu verderben. In langwallendem weissem Gewände, das
Haar gelöst, einen umgestürzten eisernen Dreifuss mit
brennenden Kerzen auf dem Kopfe, so begiebt sie sich um
die Stunde des Stiers (2 Uhr Morgens) zu dem Altar ihres
Schutzpatrons. Sie trägt ein Bildniss von Stroh oder ein
Stück Holz, den treulosen Liebhaber darstellend, Nägel im
Gürtel oder im Munde, einen Hammer in der Hand und
einen Spiegel auf der Brust. Sobald sie den heiligen Baum
erreicht hat, nagelt sie das Bildniss an den Stamm, stösst
Verwünschungen aus und beschwört die Götter, den Verräther
zu strafen. Griffis sah zu Sabae (bei Fukui) eine
mit Nägeln bespickte Kiefer. Wie viel von Liebe und
Verzweiflung, von Sorge, Eifersucht und Rache, sagt der
Genannte, könnte jeder der rostigen Nägel erzählen, wenn
jeder eine Zunge wäre! Es schien mir nur ein neuer
Beweis zu den vielen, dass die Leidenschaften, welche die
Menschenseele durchbohren und aufwühlen, sich in Japan
ebenso mächtig zeigen wie in jenen Ländern, deren Kinder
sich brüsten, die höchsten Höhen menschlicher Freude
erreichen und in die tiefsten Tiefen des menschlichen
Schmerzes versinken zu können. Auch in Japan ist 'Liebe
so stark wie der Tod, Eifersucht so grausam wie das Grab*.
— Nicht weit von Tokio, bei Itabashi, steht ein alter, mit
zahllosen bunten Zeichen behangener Baumkrüppel. Als
ich zum erstenmal an diesem Baume vorüberging, erfuhr
ich, dass es sich hier wie bei Tukui um die Treulosigkeit
der Männer handelte. Aber die Votivtafeln und die bunten
Fetzen waren von Männern an die dürren Zweige gehängt
und nicht aus Rache, sondern — zum Dank. Wie ging
das zu ? Wer seine Frau los sein will, oder seines Liebchens


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