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Wittig i Miss Annie Eva Fay in Leiprig. 7
bloss als ein psycho-physisches Medium aus, welches
demnach mit noch unerklärten geheimnissvollen Seelen- und
Nervenkräften arbeite und wirke, — und eine solche
wesentlich herabgestimmte Voraussetzung hat unseres
Erachtens den vollberechtigten Anspruch auf eine ehrliche
Prüfung, gleichviel auf welche Art und Weise sie uns und
dem Publikum ihre entsprechenden Gaben vorführt.
Wenn sie nun wirklich ein solches echtes psycho-
physisches Medium wäre, welches nur wegen Ungunst
der Zeitverhältnisse ihre Phänomene nicht anders öffentlich
vorführen könnte und dürfte, als unter der von ihr gewählten
Form, so dürften sich doch Psychologen und spiritistische
Sachkenner wegen des Honorars oder Entröes, das sie zu
ihrer Existenz und Weiterreise erheben muss, nicht abhalten
lassen, trotzdem ihre gewissenhaften Prüfungen anzustellen,
wie dies ja auch seiner Zeit bei den mit ihrem Kabinet
alle Welttheile bereisenden Gebrüder Bavenporfs (s. „Psych.
Stud." August 1877 8. 378 und Februar 1876 S. 93) geschehen
ist, von denen gewissenhafte Spiritualisten JSord-
amerikas und Englands wohl noch heute überzeugt sind, *
dass sie echt medium istische Begabung besassen. Wenn
sie aber eine blosse Zauberkünstlerin oder Prestidi-
gitateurin wäre, welche alle ihre Experimente durch
geheime Apparate und Helfershelfer ausführt, so ist es
mindestens sonderbar, dass unsere eigenen besten Zauberkünstler
noch nicht auf dergleichen Schaustücke verfallen
sind bei all ihrer sonstigen wissenschaftlichen üeberlegenheit
und bei ihrer Fülle von Vorbereitungen und physikalischen
Hilfsmitteln in vorher präparirten Zauberkabinetten, die
dieser Dame doch sichtlich nicht zu Gebote stehen oder
ihr eigen sind. Ausserdem beruft sie sich auf die Prüfung
des berühmten englischen Physikers Crookes, der bei seiner
reichen feenntniss sogenannter spiritistischer Medien und
wohl aller physikalischen Zauber-Apparate und Hilfsmittel
ebenfalls nicht hinter ihr Geheimniss zu gelangen vermochte,
falls ihre Vorstellungen blosse Kunststücke der Fingerfertigkeit
mit ganz neu erfundenen Maschinerien sein sollten.
Aber ein eigenes präparirtes Zauberkabinet mit einem
zugehörigen unterirdischen Podium im Stile eines Zauberkünstlers
besitzt sie entschieden nicht, wie aus dem Folgenden
zur Genüge hervorgehen wird. Sie müsste also ganz für
sich allein, trotz aller Fesselung an Haupt, Händen und
Füssen, an ihrer Person verborgene, selbstthätige Maschinen
oder Apparate in Bewegung setzen können, welche während
ihrer Fesselung alle die Kunststücke verrichteten, deren
Zeugen so Viele in Leipzig und anderwärts nun schon
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