Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
18. Jahrgang.1891
Seite: 34
(PDF, 156 MB)
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34 Psychische Studien. &VIII. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1891.)

Prinzipals, wirklich eine Perle, ein ganz rarer Junge, in
allen Stücken perfekt. Als nun die arme Mutter ihn beklagte
und mehrere von uns damals an der Trauer Theil
nahmen, fingen die Nachtunholdinnen (strigae*) draussen
an zu sausen: es war, als wenn ein Hund einen Hasen jagte.
Wir hatten damals Einen aus Cappadocien, einen langen
Kerl, der viel Courage und riesige Kräfte hatte; er konnte
einen wüthenden Stier aufheben. Der lief muthig mit
gezogenem Schwert vor die Hausthür, die linke Hand sorgfältig
eingewickelt, und bohrte die Hexe ungefähr an dieser
Stelle — was ich berühre, soll gesund bleiben! — durch
und durch. Wir hören ein Gestöhne, aber ich will nicht
lügen, sie selbst sahen wir nicht. Unser Tölpel aber kam
zurück und warf sich auf das Bett, und sein ganzer Körper
war braun und blau, als wenn er mit Peitschen gehauen
wäre, weil ihn nämlich die bÖ3e Hand berührt hatte. Wir
schliessen wieder die Hausthür und gehen an unsere Verrichtung
; aber als die Mutter die Leiche ihres Kindes
umarmen wollte, rührt sie sie an und sieht ein Bündel
Stroh. Es hatte kein Herz, keine Eingeweide, Nichts: —
nämlich die Nachtunholdinnen hatten den Knaben schon
geraubt und einen Wechselb«lg aus Stroh untergeschoben.
Ich bitte euch, das müsst ihr glauben, es giebt Weiber,
die hexen können, es giebt Nachtunholdinnen, und sie kehren
das Oberste zu unterst. Aber jener lange Tölpel bekam
niemals seine gesunde Farbe wieder, sondern nach einigen
Tagen starb er in Raserei/ — Wir hörten dies ebenso
staunend als gläubig an, und den Tisch küssend, baten wir
die Nachtunholdinnen, zu Hause zu bleiben, während wir
von der Mahlzeit heimkehrten.44 — Hiermit enden diese
Tischgespräche.

Die alten deutschen Schätze hütenden „Kobolde,
Wichtelmännchen und Zwerge" reichen also bis in Römerzeiten
zurück. Ebenso der Glaube an „Wehrwölfe", den
uns Herr Gessmann in „Psych. Stud." Mai-Heft 18^6 S. 200ff.
bereits erörtert hat. Aus den römischen „strigae" scheinen
sich die Hexen des Mittelalters mit allen ihren geheimen
Künsten des Wettermachens, ihren Luftfahrten und Krauk-
heitszaubereien entwickelt zu haben. Vergl. die römischen
XII Tafelgesetze in „Psych. Stud." Juni-Heft 1886 S. 218.

*) Wovon, das italienische „strega" (die Hexe) stammt.


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