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Q. H.: Wie man den Zanberspiegel mit Vorsicht verwerthen soll. 35
Wie man den Zanberspiegel mit Vorsieht verwerthen soll.
Von G. J9T. in A *)
29. September 1890.
In mir zufällig vorliegendem Petri Goldschmidfs „Verworfener
Hexen- und Zanberer-Advocat", Hamburg 1705,
einem Buche, das dem Thomasim gegenüber behauptet und
zu beweisen sucht, „dass eine Teuflische Hexerey unn
Zauberey sei*', finde ich folgende interessante Erzählung
citirt. Ich theile Sie Ihnen im Interesse der Sache mit: —
„Boissardus in lib. de Divinat. cap. 5. citante Schott in
Phys. curios. lib. 4. cap. 13. §. 1. p. m. 558 fg. erzählt: —
Nemlich es sey geschehen, dass vor wenig Jahren, ehe
Boissardus es geschrieben habe, der Teuffei einen des
Boissardi guten Freunden, der ein Mann aus vornehmen
Adelichen Gescbiechte, und von grosser Wissenschafft, und
dannenhero auch in grossem Ansehen gewesen, sehr im
Zauber-Spiegel geäffet habe. Dieser vornehme Herr war
flüchtig geworden, eines geschehenen Todtschiags halber, und
müsste sich also ausserhalb Vaterlands vom Hause, und
seiner Gemahlinn, die er hefftig liebte, und von welcher er
die gewisse Hoffnung hatte, sie würde in seiner Abwesenheit
das Ehebette unbefleckt halten, entfernet leben. Damit er
aber seine Melancholische Gedanken, über solche Begebenheit
gefasset, lindern möchte, hielte er sich auf einer gewissen
Universität bey gelehrten Leuten auf. Es begab sich aber,
dass er grosses Verlangen trüge zu wissen, wie es mit seiner
Gemahlinn zu Hause stünde, und desfals verfügte er sich
zu einem berühmten Zauberer und Wahrsager, nicht dass
er seinen teufflischen Wahrsagereyen gar gewissen Glauben
zustellete, sondern, dass er vielmehr sehen und erkündigen
mögte, ob derselbe ihm davon Nachricht zu geben mächtig
wäre? Er fragte derowegen denselben, ob er ihm im
Spiegel,zeigen könte, was seine Gemahlinn, von welcher er
zehen Tage entternet wäre, vor hätte. Der Schwartz-
Künstler verheisset seinem Verlangen ein gnügen zu leisten,
unn wird ein Tag von beyden berahmet, da er wiederkommen
solte. Es stellet sich dieser auch ein, und nimmt
etliche hübsche Leute zu sich, als die da zeugen sein
solten, solcher Begebenheit Wie sie zusammen in des
Schwartz-Künstlers Hause seyn, ward ein Mägdlein von
*) Vergl. den Artikel über Dr. Dessoifs „Zauberspiegel" im
November-Heft 1890 der „Psych. Stud." S. 525 ff. —
Der Sekr. d. Red.
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