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44 Psychische Studien. XVIII. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1891.)
wisse es nicht. — Seine „Doppelgängerei" zeigte sich auch
hier. Als meine Frau einst im Herbst von Berlin kam, sah sie
eine halbe Stunde vor Basdorf, ebenso wie unser Knecht,
den Müller Preuss immer zwischen den Pferden durchlaufen;
meine Frau ruft ihn an, ohne Antwort zu erhalten.
Auf einmal war die Gestalt verschwunden, aber der leibhaftige
Preuss trat nun wirklich an den Wagen heran und
bat, ihn bis zu seiner Mühle mitzunehmen. Meine Frau
sagt, wie sie ihn gesehen zwischen den Pferden laufen. „So,
haben Sie mich gesehen?" war die Antwort. — Preuss war
ein Mensch mit einem „unheimlichen Blick." In Wandlitz
war ein sogenannter Wolfshund, den selbst, ausser allen
Dorfbewohnern, die Insassen des Hofes fürchteten. Vor der
ganzen versammelten Gemeinde wurde der Hund auf ihn
gehetzt, Preuss Hess ihn bis an sich herankommen, aber
ehe er seiner Zähne Wuth (die Leute achteten mit Angst
darauf) an ihm ausliess, sagte er ihm leise etwas ins Ohr,
und mit eingezogenem Schwänze zog der Hund sich zurück.
Er sollte uns das Wort sagen, that es aber nicht. War es
vielleicht nur der magische Blick des Auges? — Später
stand ich an seinem Sarge und beerdigte ihn. Welche
wunderbare Gedanken gingen da durch meine Seele!
Mit seiner Familie bin ich noch in Verbindung. — Auch
bei ganz ungebildeten Leuten hat sich dies zweite
Gesicht gezeigt. — Ich war einst zu einem Missionsfeste in
Buch bei Berlin. Wir spannten in einem befreundeten
Bauerngehöfte aus, woselbst mir die Hausfrau erzählte: —
Ein Mecklenburger Knecht diene in einem Hause, wo die
verwittwete Baaerfrau wirtschaftete und von der Mutter
ihres verstorbenen Mannes gequält würde. Sie sagte, wenn
diese stürbe, sollte ihr Gottfried eine neue Jacke haben,
Einst sagte der Knecht, am dritten Tage würde sie sterben,
und richtig früh Morgens fand man sie todt im Bette.
Ich hoffe, Ihnen künftig noch mehrere Mittheilungen
machen zu können, namentlich über das Schlegefsche Haus
in Sorau; ich weiss aber n^cht, ob Sie bisher mit mir zufrieden
sind. P. Müller in Bliesendorf hat mir versprochen,
mir eine wahrheitsgetreue Darstellung der Vorfalle in Resau
zu geben. Er predigte kürzlich hier. Ueber Besprechungen
und Heilungen durch Sympathie werde ich auch meine Erfahrungen
mittheilen, was die Leute auf dem Lande „bieten"
oder, wie sie hier sagen, „Westen" nennen.
e) Th. AcheliSy dessen Artikeln in „Das Ausland" Jahrg.
63, Nr. 41 ff. und anderwärts Referent, der Sekretär der
Redaction, schon mancherlei Belehrung verdankt hat, citirt
in seinem Artikel: — „Ethnologie und Philosophie. Er-
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