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Kurze Notizen
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kenntnisstheorie" — Stuttgart, 13, October 1890 S. 811 ff.
— in seinen Versöhnungsbemühungen zwischen der gegenwärtig
so arg zersplitterten Naturwissenschaft und der ihre
einheitliche Zusammenfassung wieder vermitteln sollenden
philosophischen Metaphysik bei Besprechung des Problems,
wie überhaupt das Un- und Uebersinnliehe, das Apriori
entstanden sei, zu dessen Lösung er das Studium der
psychischen Entwickelung in der Völkerkunde bei den
primitiven Völkerschaften vorschlägt, ausser Tylor ♦ Bastian,
Sir John Lubbock u. A. für deren Theorie des ,,Animismusa*)
auch Göring's folgende Auslassung: — „Diese empirische
Kenntniss des Ausgangs- und Mittelpunktes, von dem aus
der Mensch sich allmählich seine unsinnlichen Wesenheiten
verschafft, berechtigt vollkommen zur Aufstellung des schon
von Aristoteles auf die platonische Ideenlehre angewandten
Satzes: — 'Das Unsinnliche ist das Sinnliche noch einmalP
Nur wenn man, was allerdings oft geschieht, aber methodologisch
ganz und gar unzulässig ist, die beiden Extreme,
die unterste und die oberste Stufe derselben Entwiekelungs-
reihe einander entgegenstellt, erhält man einen Gegensatz,
dessen beide Glieder für sich betrachtet freilich so wenig
Aehnlichkeit mit einander zeigen, dass es unmöglich scheint,
die höhere Stufe aus der niederen herzuleiten. Kennt man
dagegen die Zwischenstufen, welche mit ihren, einzeln
genommen, sehr unbedeutend erscheinenden Veränderungen
in stetiger Reihe immer weiter führen, so verschwindet
zunächst der Gegensatz und mit ihm die vermeinte Unmöglichkeit
und Unbegreiflichkeit der Zurückführung des
Unsinnlichen auf das Sinnliche". (Vierteljahrsschrift für
wissenschaftl. Philosophie I, 392.) — „Dass wir durch diese
psychogenetische Auffassung" — fährt Achelis fort — „erst
den richtigen Standpunkt gewinnen, z. B. für die religionsphilosophischen
Probleme, die noch immer vielfach rein
speculativ behandelt werden, sei nur beiläufig bemerkt. Es
würde aber ein Trrthum sein, wenn man annehmen wollte,
dass damit auch die letzten Motive jener unablässigen und
überall auf Erden in den Grundzügen gleichartig auftretenden
Beseelung alles Gegenständlichen erklärt
seien. Wie in aller Welt überhaupt der Mensch darauf
verfallen ist, nach Maassgabe seiner sinnlichen Wahrnehmungen
sich eine dementsprechende ideale Welt des
Geistes oder der Geister zu errichten, wie überall ihm der
*) Man vergl. hierzu die Scblusskapitel des Werkes: — „Ammismus
und Spiritismus" von Alexander Aksakcw. {Leipzig, Oswald
Mutze, 1890.) 2 Bände. 8 Mark, fein gebunden 10 Mark.
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