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Huth: Eine Privat-S6ance mit Miss Annie Eva Fay aus Boston. 53
wurde am Kopfe und im Gesicht von kleinen Händen
gestreichelt, und zur Abwechselung erhielt ich einen Schlag
auf mein linkes Knie, wie von einer starken Männerhand
geführt, mit fühlbar dicken Fingern. Aehnlich erging es
Anderen aus unserer Gesellschaft, während Miss Fay stetig
die Hände zusammenschlug und Herr Pingree festgehalten
wurde. Es war uns nicht möglich, die Mitwirkung der
Miss Fay zu konstatiren, trotzdem sie ein rauschendes
Seidenkleid anhatte. Sie schien ganz ruhig auf ihrem
Platze zu sitzen. Das Sonderbarste war jedoch der Vorgang
mit der Guitarre, welche wir in der Luft spielend umherkreisen
hörten hoch über unseren Köpfen, in weiten Bogen,
nach dem Laute zu urtheilen wagerecht, bald das Gesims
und die Wände, bald die Köpfe verschiedener Personen
berührend und weit ausserhalb des Cirkels der Sitzenden
hinausschwebend.
Wollten wir nun annehmen, dass Miss Fay selbst dies
Phänomen verursachte, während sie gleichzeitig mit den
Händen klopfte, da müsste sie doch notwendigerweise
innerhalb unseres Cirkels sich herum bewegt haben und
zeitweilig auf den Feldstuhl aufgestiegen sein. Dies konnten
wir aber keineswegs konstatiren durch zufällige Berührung
ihres seidenen Kleides oder das Kauschen desselben, wie
es auch seine Schwierigkeit haben dürfte, im Finstern auf
einem Feld stuhle zu stehen, der so leicht zum Wälzen und
Zusammenklappen geneigt ist.
Um ferner ihre Nichttheilnahme an diesen Vorgängen
einleuchtend zu machen, reichte sie zum Schluss meinem
Bruder ihre beiden Hände, worauf die Guitarre zu musiciren
anfing und gleichsam einen Sprung und Stoss auf dem
Fussboden machte, womit diese Seance endete und die
Lichter angezündet wurden.
Diese waren, in aller Kürze berichtet, die hauptsächlichsten
Ereignisse bei unserer privaten Seance mit Miss
Fay, in einem Familienkreise ohne irgendwelche Vorbereitung
arrangirt, um ihr Geheimniss zu erforschen. Die von ihr
mitgebrachten Sachen standen Jedem zur gefälligen Untersuchung
, und von einem directen Eingreifen ihres Mannes
konnte keine Bede sein, so wenig als von anderen Gehülfen.
Trotz aller Aufmerksamkeit war es keinem unter uns
möglich, der Ursache der Phänomene auf den Grund zu
kommen, und wir waren alle ungefähr ebenso klug nach
wie vor der Seance. Nichtsdestoweniger waren wir alle
mit den Prästationen völlig zufrieden, der Schleier aber
ruht noch weiter über ihrem Geheimniss. Es steht die
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