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Krepelka: Italische Dämonologie und Mystik. 7j
beweist. Bs war nämlich Brauch, zu dem Opfer, welches
vor dem Antritt einer Reise verrichtet wurde, einen Sahiner
heranzuziehen, welcher für den Reisenden zu träumen versprach
. Der Sabiner schlief, träumte und erzählte dann
dem Opferenden, was er im Traume gesehen hatte.1)
Als mehr der Sage als der Geschichte angehörend,
übergehen wir den Traum, welcher dem Tarquinius Superbus
den nahen Sturz verkündete. (Accius bei Cic. „de div." I,
44 (22) ff.) Durch schlichte Einfachheit zeichnet sich der Traum
des Decius aus, wie ihn Cicero wiedergiebt: — Decius sah
sich im Traume im Gewühle der Schlacht eines ruhmvollen
Todes sterben. Drei Tage nachher als er Consul wurde,
devovirte er sich den „Manen" und rettete durch seinen
Tod das Heer.2) — Numerius Suffetius aus Praeneste, durch
einen Traum belehrt, entdeckte die hölzernen Täfelchen,
auf welchen die berühmten Schicksalssprüche eingeritzt
waren.8) Andere Träume, religiöse Angelegenheiten betreffend
, und welche vom römischen Senate berücksichtigt
wurden, erzählen die römischen Alterthumsforscher und
Annalisten.4)
Sulla erfuhr im Traume den Namen seiner Feinde 5)
und ermahnte in seinen Memoiren den Lucullusj nichts so
sehr zu beachten, als was ihm die Götter im Traume
offenbaren sollten.
Als die Rückkehr des Cicero aus der Verbannung
bevorstand, träumte seinem Bruder Quintus, welcher die
Provinz Asien verwaltete, Cicero reite am Ufer eines grossen
Flusses, stürze hinein und sei nicht mehr zu sehen; doch
als Quintus vor Angst zusammenschauerte, erhob sich Cicero
fröhlich, erreichte wieder das Ufer, und die Brüder umarmten
sich.6) — Dem Cicero geschah nach dem Traume des
Quintus, was die Sage von dem Sabinerhelden Mettus Curtius
berichtet. Diese Sage ist aus einem Sonnenmythus entstanden
, welcher die Rettung der Sonne aus den Gefahren
des Unwetters darstellt; er kommt schon in den Veda's
vor und wird in unzähligen deutschen und slavischen Sagen
wiedergegeben. Der alte Mythus diente dem träumenden
*) testus s. v. „Sabini" etc.
2) Cic. 1. o. I, 51 (24); vgl, Hut. „Parall.« 18. — Aur. Vict. 26.
— Val Max. I, 7, 3.
3) Cic. 1. c. II, 85 (41).
4) Cic. 1. c. I, 55 (26). — Arn. 1. c. VII, 41. — Jul. Obs. „Prod."
115« — Cic. 1. c. I, 99, 44.
») Flui. „Sulla* 9.
•) Cic, 1. o. I, 58 (28).
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