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78 Psycliiacbe Studien. XVIII. Jahrg. ± Heft. (Februar 1391.)
Der Annahme jeglicher „Gedankenübertragung" vermittelst
Duftbewegung stände nach allem bis soweit
Erörterten schon jetzt nichts mehr im Wege; ebenfalls
Hesse sich das „Fernsehen" sogenannter lebloser Gegenstände
auf die zum Geiste gelangenden Duftbewegungen einer weitreichenden
Seele ohne weiteres zurückführen. Jedoch will
ich zunächst nachweisen, dass unsere Seelenbewegungen auch
auf grosse, ich möchte sagen, auf beliebige irdische Entfernungen
möglich sind, und zwar werde ich dabei ganz
von dem Umstände absehen, dass schon allein der vorhin
besprochene moleculare Attractions verkehr die Duftbewegungen
auf weite Entfernungen zwischen mit einander
verwitterten Personen wahrscheinlich macht.
Die in der „Sphinx", Seite 94, August-Heft 1889, angeführten
Worte Cottas <v?): —
„Kein Lüftchen weht, keine Welle plätschert an das
„Ufer, ohne dass die Bewegung durch den Weltraum zuckt", —
möchte ich an dieser Stelle dahin modificiren: —
„Keine Vorstellung geschieht, kein Gedanke wird gedacht
, ohne dass diese G-eistesbewegung auf den Flügeln
„der Seele (des Duftes) durch den Weltraum zuckt."
Jäger weist in seinen Schriften so vielfach darauf hin,
was der Hund mit seiner Nase in Bezug auf den Individual-
duft seines Herrn tagtäglich leistet, so dass ich davon absehen
kann, das individuell Eigenartige des Duftes nochmals
zu besprechen. Erwähnen will icb hier aber, dass auch der
Mensch mit seiner Nase — wenn er auch nur noch etwas davon
hat — iü dieser Richtung Bedeutendes zu leisten vermag.
Es genügt z. B. die ganz flüchtige Anwesenheit einer
Person in einem Zimmer, — ja das blosse Hinein- und
Hinausgehen derselben, — um nach geraumer Zeit noch
deutlich den eigenartigen Geruch der betreffenden Person
im Zimmer vermittelst der Nase wahrzunehmen. Diese
Thatsache erscheint uns sogleich ganz begreiflich, wenn wir
bedenken, dass jedes Geschöpf seine aus den Stoffzersetzungen
beständig frei werdenden, eigenartigen Düfte fortwährend
durch Haut und Lunge an seine Umgebung abgiebt.
Wo aber bleibt z. B. der individuell eigenartige Duft
eines jeden Menschen? Absorbirt wird derselbe allerdings
zum Theil von den Zimmer wänden, dem Hausgeräth u. s. w„
— wenn siel der Mensch im geschlossenen Kaume befandet,
— aber ein sehr grosser Theil davon gelangt in's Freie,
was uns durch die üble Concentration des Menschengeruches
in den Städten, besser in der Stadtluft, direct bewiesen
wird. Diese Goncentration des Menschenduftes ist in grossen
Städten sogar derart beträchtlich, dass man denselben noch
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