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118 Psychische Studien. XVIII. Jahrg. 2*. Heft. (März 1891.)
Italische Dämonologie und Mystik,
Nach den Quellen dargestellt
von Margarethe Angela Kreuelka.
III.
(Schluss von Seite 76.)
III. Theil. Das Fortlehen des altitalischen Geisterglaubens und der
altitalischeii Mystik in christlichen Keitea.
Der altitalische Dämonenglaube, die altitalische Mystik
lebten, wenn auch unter anderer Form, in christlichen
Zeiten fort. Manches stimmte mit den Lehren der Kirche
überein, manches durfte die Kirche sich aneignen, wie z. B.
die „Beschwörung der spukenden Geister", worüber zwei
besonders merkwürdige Geschichten aus den Jahren 154?
und 1664 überliefert sind,*) und die „Beschwörung Besessener
" ; anderes musste die Kirche zugeben, aber, wie
schon die Kirchenväter , als Wirkungen der Hol) engeis ter,
anderes als Aberglauben und Gottesfrevel verdammend Ein
bekannter italienischer Geschichtschreiber,3) welcher eine
Darstellung der religiösen Ansichten der verschiedenen
Sekten und namhafter Männer seines Vaterlandes giebt,
wendet auch den Thatsachen und Vorstellungen, welche
sich auf die Mystik, Mantik und dergleichen beziehen, seine
Aufmerksamkeit zu und führt mehreres Interessante an,
wovon hier Einiges wiedergegeben wird.
Michele Mercato, ein Schüler des Marsilio Ficino, konnte
seine Zweifel über die Unsterblichkeit der Seele nicht
unterdrücken, als er eines Morgens durch den Hufschlag
eines Pferdes und durch eine Stimme erweckt wurde, welche
seinen Namen nannte. Er sprang auf, öffnete das Fenster
und erkannte in dem Tleiter seinen Lehrer, welcher ihm
zurief: — „Mercato, es ist wahr!" — Eben zu jener Stunde
war Marsilio Ficino verschieden. Mercafo hatte mit demselben
verabredet, dass derjenige, welcher zuerst sterben sollte,
dem Ueberlebenden, wenn möglich, die erwünschte Kunde
*) Die erste ist die Spukgeschichte der Seele des Safvatore
Caravaggio, welcher in Treviso „Via dei Santi quaranta" gewohnt
hatte, \Cantii: „Gli Eretici dltalia", III, 326); die andere die eines
Klopfgeistes im Kloster der Sta. Scolastica del Burgo zu Buggiauo,
(Cantit 1. c. II, 389 nach einer Handschrift der Magliabecchiana CL
XXIV, 65.)
2) Cantit; „Gii Eretici d'Italia," (Die Häretiker oder Ketzer Italiens.)
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