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Krcpelka: Italische Dämonologie und Mystik. tl<J
bringen sollte.1) Dass Marsiiio Ficino dem Mercnio zu Pferde
erschien, entspricht der alten tuskischen Vorstellung über
die Todtenfahrt; meistens sitzt der Todte auf Bildern der
etruskischen Todtenkisten zu Pferde.
Wie im Altertlium waren auch in neuerer Zeit die
Ebenen Italiens der Schauplatz von „gespenstischen Erscheinungen
." Giovanni Cambi erzählt in seiner „Flürentinischen
Geschichte unter dem Jahre 1517, dass Francesco Guicciardini,
welcher dazumal Brescia für Leo X regierte, nach Florenz
schrieb, dass in einer Ebene der Umgebung mehrere Tage
hindurch zwei Könige, wovon einer mit Gefolge, sich begegneten
, mit einander parlamentirten und verschwanden;
nachher kamen zwei grosse Heere und schlugen sich eine
Stunde lang. Neugierige, welche das Schauspiel zu betrachten
kamen, sollen bich bei dem Anblick so sehr erschreckt
haben, dass sie in Ohnmacht fielen.2)
Der Pater Carrara erzählt eine Geschichte, welche
sowohl an die von Ovid'1) beschriebene Zauberei, als an die
alte Bedeutung der Dekas (Zehnzahl) im Schicksal des
Menschen erinnert (siehe vorher I. Theil S. 18, Anm. 1). Ein
Sattler, Namens Caesar, zeigte sich als „besessen" und war
von namenlosen Qualen geplagt. Der Pater Giambaflisla
Rossi rieth der Mutter des Unglücklichen, in den Bettdecken
und unter den Thürschwellen, wo die Zauberer ihre Sachen
zu verbergen pflegen, Untersuchungen anzustellen. Als die
Frau einen Backstein von der Thürschwelle hob, fand sie
in einem Töpfchen unter verschiedenen Gegenständen drei
Papiere: auf einem derselben stand das rohe Bild eines
Mai.nes, von zwei Pfeilen in Form eines X durchbohrt;
auf dem zweiten dreizehn Namen, wahrscheinlich von
Dämonen; auf dem dritten die Zauberformel: —
„Cesare, come qui sopra passerai.
Per dicei anni in gran pena starai«'.
(Kaum wirst Du, Caesar, darüber schreiten,
So verfällst Du zehnjährigen Leiden.)4)
Dem Strozzi CicognaF) erzählte Lavoriero, Erzpriester von
Barbarano, dass er durch die Gnade Gottes die bösen
J) Caidu: „Gli Eretiei dltalia." I, 179.
2) lieber ähnliche Visionen, welche Cardanus gehabt, s. kiescivetler
i. d. „Sphinx*' I, 5 p. 324, 326.
3) Ovid. „Fast." II, 571 ff.; vgl Plhi. 1. e. 25, 9. — Jlor. „Sat.4-
I, 8. „Epod.u Y, 17.
4) Cuntü 1. c. II, 3S5; vgl. „Sphinx" V, 20, p. 113.
5) Verfassers des „Palagio degF incanti e delle gran meraviglie
degli spiriti. (Vicenza, 1605: „Der Zauberpalast und über die grossen
Wunder der Geister" .
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