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Krepelka: Italische Dämonologie und Mystik. 123
Abschluss eines solchen saeculums,1) welches auch „orbis
aetatis" (etwa ein Geschlecht) genannt wurde. Nachdem
acht Geschlechter abgestorben, beginnt mit dem neunten
eine neue Aera.2) — In Uebereinstimmung mit diesem
Glauben, jedoch ein saeculum nach römischer Berechnung
von hundert Jahren annehmend, glaubte Tommaso Campanella,
geboren 1518 zu Stilo in Calabrien, dass gewisse Umwälzungen
in der Weltgeschichte immer nach Ablauf von
acht Jahrhunderten stattfinden.3) —
Bernardino Telesio von Cosenza (1509—88) schreibt dem
„vitalen Prinzip" Intelligenz zu und erkennt dieses Prinzip
auch in der Materie. Die Krystallisation und ihre wunderbaren
Bildungen zeigen, dass in den mineralischen Moleculen
eine eigene Kraft, sich zu formen und zu individualisiren,
vorhanden sei, welche der plastischen Kraft der pflanzlichen
Keime entspricht; mit dieser wirke subsidiär und ergänzend
der Aether, und Fusinieri fand, dass überall im Universum
der Hauch des Lebens wehe. Dieses wusste auch Giordano
Bruno („Sphinx" VI, 31, pag. 9), und den alten Italikern
war dasjenige, was „Gott" genannt wird, gleichsam ein
geistiges Eluidum, welches in allen Richtungen die Welt
durchströmte.
Wie der alte Glaube und die bezüglichen Gebräuche
im Volke fortlebten, bezeugt das „Prontuario pei eonfessori"
vom Jahre 1400, welches in der Palatina zu Florenz aufbewahrt
wird, wonach der Beichtvater das Beichtkind
befragen sollte, ob es &e Kaienden des Januar beobachtet,
den prophetischen Stimmen der Vögel gelauscht, dem Ohren-
klingen (tinnitus, sonitus der Alten) eine Bedeutung beigelegt
,4) und in der Bulle Johann des XXIL vom Februar
1317 gegen „Necromantie" und „Geomantie" wird unter
Anderem angeführt: — „Sie brauchen Spiegel, um Entferntes
oder Verborgenes zu sehen; durch Kreise schwören
sie die Geister herbei. Durch die Kraft des 'carmen* gefährden
sie das Leben und die Gesundheit Anderer und
*) Censorin. „de die nat." c. 17: —---„sed ea tj^ui ignorent
hoinines portenta mitti divinitus, quibus admonerentur unumquoque
saeculum esse finitum.---- Haec portenta Etrusci--in libris
retulerunt." (— — - „aber weil dies die Menschen nicht wissen
mögen, werden Wunderzeichen durch göttliche Fügung geschickt, wodurch
sie gemahnt werden sollen, dass wieder ein Zeitalter zu Ende
gegangen sei." — — — „Dergleichen VVunderzeichen haben die
Etrusker---in Büchern berichtet.")
*) OUfr. Midier „Etrusker44 II, 335.
Cantit 1. c. III, 68.
*) 1. c. II, 370. Auf Vogelflug und Stimmen hielt auch Carduno
etwas. - Vergl. „Psych. Stud." Mai-Heft 1890 S. 231 ff.
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