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124 Psychische Studien. XVIII. Jahrg. ;\ Heft. (März 1891.)
rühmen sich, dass sie durch dieselbe Kraft das Leben
verlängern und die Krankheiten heilen können. Sie trauen
der Hilfe der Dämonen.1) — Auf den alten Genienkultus
sind die Verbrechen zurückzuführen, welche der Rechtsgelehrte
Bodino in seiner „Daemonomania" aufzählt: — den
„Dämon" (nach jetzigem Begriffe den „Teufel") anbeten,
in seinem Namen schwören, ihm die Kinder noch im
Mutterleibe weihen,-) und Eiiseo Masini fügt hinzu, dass
derselbe über die Zukunft befragt wurde.3) Sixtus V. in
seiner Bulle von 1585 verdammt „die Geomantie, Hydromantie
, Aeromantie, Pyromantie, Oneiromantie, Chiromantie,
Necromantie, dem Dämon Wohlgerüche4) und Kerzen
brennen, oder ihn durch besessene, lymphatische oder
fanatische Frauen zu befragen/'5) Indessen wurde selbst
Sixtus V. des Verkehrs mit dem Teufel beschuldigt, und die
Päpste Gregor V1L} Sylvester IL, Benedict IX. und Gregor VJ.
wurden als „Neeromanten" verschrieen. An „Dämonopathie,
Vorzeichen und Wahrträume" glaubte sowohl der wildo
Ezzelino als der sanfte Petrarca. Von der Mutter des
Cnrdinals Bernbo wird folgender Wahrtraum überliefert: —
Als die Familie in einen Prozess gegen einen gewissen
Ginsto Goro verwickelt war, träumte der Dame, dass ihr
Sohn von demselben in der rechten Hand verwundet wurde,
und in der That, als Bembo mit einer Schrift auf dem Wege
zum Gericht dem Goro begegnete, wollte ihm dieser die
Schrift entreissen, und versetzte ihm zu dem Zwecke einen
Messerstich in die rechte Hand. Gerade diesen Prälaten
scheint die altheidnische Beligion besonders angemuthet zu
haben: er nannte „litare Diis Manibus" das Messopfer und
sagte von dem heiligen Franziscus, dass er „in numerum
Deorum reeeptus est (dass er in die Zahl der Götter aufgenommen
wurde). Alte Sektirer in Oberitalien (Catari und
Bagnolesi) bekannten sich vor Allem zu der „Präexistenz der
Seelen% welche „ab aeterno", oder wenigstens vor der
sichtbaren Welt, erschaffen wurden; eine Sekte zu Chieri
versuchte, den alten und den neuen Glauben durch die
Annahme versöhnend zu verbinden, dass die Seelen, welche
sich bei der Empfängniss verkörpern, die gefallenen Engel
1) 1. e. II, 367.
2) 1. c. II, 380.
3) 1. c. II, 381.
4) Dein „Genius" wurde zum Geburtstage von den Römern Weihrauch
verbrannt.
5) laut» 1. c. II, 386.
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