Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
18. Jahrgang.1891
Seite: 160
(PDF, 156 MB)
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160 Psychische Studien. XVIII. Jahrg. 4. Heft. (April 1891.)

Diese noch immer für paradox geltende Behauptung wäre in
der schlagendsten Weise dann bewiesen, wenn sich zeigen Hesse,
dass unsere geistigen Thätigkeiten auch bei unterdrücktem
sinnlichen Bewusstsein ausgeübt werden können. Hätte z. B.
Goethe den „FausP im Schlafe gedichtet, so müsste daraus
geschlossen werden, dass die schöpferische Kraft im Dichter
nicht in seinem Bewusstsein liegt, dass das Bewusstsein
keine unerlässliche Bedingung geistiger Thätigkeit sei, dass
dasselbe also überhaupt keine Kraft sei, sondern nur ein
Zustand, gleichsam nur das Licht, vermöge dessen das
Resultat der geistigen Arbeit beleuchtet wird.

Der Beweis nun, dass geistige Thätigkeit ohne Antheil
des normalen Bewusstseins, sogar bei gänzlicher Unterdrückung
desselben, möglich ist, führt in extremster Weise
die „transscendentale Psychologie", indem sie sogar Thätigkeiten
nachweist, die jene des sinnlichen Bewusstseins übersteigen
. Aber dieser Beweis aus der transscendentalen
Psychologie hat den Nachtheil, nicht allgemein anerkannt
zu werden, weil die Phänomene dieser Art nicht zu den
alltaglichen Erfahrungen gehören, die Menschen aber im
Grossen und Ganzen nur das glauben wollen, worauf sie
alltäglich mit der Nase gestossen werden. Die meisten
Menschen können nur auf dem Wege des Augenscheins in
den Besitz der Wahrheit gelangen, aber nicht auf dem
Wege des Denkens, und diese Unfähigkeit ist die hauptsächlichste
Quelle des Zweifels.

Es wäre daher ganz gut, wenn für die Eingangshypothese
ein Beweis erbracht werden könnte, der dem Zweifel weniger
ausgesetzt ist, ein Mittelglied zwischen der normalen und
der transsendentalen Psychologie, d. h. eine geistige Thätigkeit
, die zwar der Qualität nach normal wäre, aber doch in
einem nicht normalen Zustand einträte, nämlich im Zustande
der Bewusstlosigkeit.

Ein solches Mittelglied ist das „Nachtwandeln". Ohne
gerade zu den alltäglichen Erfahrungen zu gehören, ist es
doch von jeher so häufig beobachtet worden, dass, wer es
leugnen würde, nicht den Ruhm eines vorsichtigen Zweiflers
erwerben, sondern dem Verdachte der Unwissenheit sich
aussetzen würde.

Es giebt also Leute, die schlafend herum wandeln. Das
wusste schon Aristoteles.1) Die physiologische Erklärung
des Phänomens, auf die übrigens das Nachfolgende Licht
werfen wird, kümmert uns hier nicht, sondern nur die
'psychologische. Wir wollen untersuchen, was im Nacht-

1) Aristoteles: — „De gen. an/' V. I.


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