Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
18. Jahrgang.1891
Seite: 162
(PDF, 156 MB)
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162 Psychische Studien. XVIII. Jahrg. 4. Heft. (April 1891.)

Bewegungen aber stehen unter der Controle des kleinen
Gehirns und motorischen Nervensystems. Beim Nachtwandler
greifen also die Erregungen des grossen Gehirns in das
kleine Gehirn über, vielleicht auf Grund der Intensität
seiner Vorstellungen.

Durch diese Definition .wird das Nachtwandeln zu einem
blossen Specialfall einer grösseren Reihe von Erscheinungen.
Es ist nämlich ein physiologisches, theiiweise auch für das
Wachen gültiges Gesetz, dass alle Vorstellungen und
Empfindungen der Seele, wenn sie einen bestimmten Grad
der Lebhaftigkeit erreichen, in correspondirende Muskelbewegungen
sich umsetzen. Wenn wir uns Phantasievorstellungen
hingeben, die uns Zorn und Entrüstung
erregen, so werden unsere Körperhaltung, wie Mienen und
Gebärden sich damit in Einklang setzen, ja es kann geschehen
, dass wir die Faust ballen, oder dass wir — weil
auch die Sprechmuskeln von Vorstellungen erregt werden
— entsprechende Worte ausstossen.

Personen, welche bei lebhaften Träumen sprechen, sind
nicht selten. Dies ist aber schon der erste Schritt zum
Nachtwandeln. Hennings führt einen streitsüchtigen Raufbold
an. der Nachts häufig aufstand, den Degen aus der
Scheide zog und damit herumschlug.1) Bei älteren Leuten
kommt das Nachtwandeln selten vor, in der Regel nur bei
jungen Leuten von lebhaften Vorstellungen und Empfindungen«.
Besonders in den Jahren der Entwicklung, also von vorwiegender
Irritabilität des Nervensystems. Oft tritt es im
Gefolge von Krankheiten ein, bei Hysterie, Epilepsie, in
welchen die gesteigerte Irritabilität sich Luft macht, oder
auch in Fieberkrankheiten, wo die lebhaften Phantasiebilder
geneigt sind, auf das motorische Nervensystem überzugreifen
.

Der psychologische Zustand des Nachtwandlers wird
erst in dem Maasse klar, als zum Wandern noch andere
Momente sich hinzugeseilen, besonders das Zielbewusstseiu
und die Absicht, eine bestimmte Handlung vorzunehmen;
in dem Maasse also, als der Nachtwandler zum „Traum-
handler" wird und einen gewissen Reichthum der Vorstellungen
verräth, unter deren Herrschaft er steht. Die
Betheiligung der niederen Nervencentra erklärt es, dass bei
diesem Traumhandeln häufig nur die gewohnte Beschäftigung
des Tages fortgesetzt wird. Wenn der Jagdhund träumt,
so träumt er von der Jagd, wie er es durch unterdrücktes
Bellen und Zucken der Süsse verräth. Fischer erwähnt

*) Hennings: — „Von Träumen und Nachtwandlern." 150.


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