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Wittig: Heilung durch Seelen- und Geisteskraft. 175
verfolgen inuss. Es ist sehr verständig und aufgeklärt, zu
sagen, dass man nicht an Gespenster glaubt, aber
noch verständiger und aufgeklärter ist es, zu untersuchen,
weshalb so viele Andere daran glauben» Es wird
sehr viel geleugnet, bei dem am anderen Tag die Wahrheit
uns zwingt, das eine oder andere Abgeleugnete wieder
zurückzunehmen. — In der psychischen Heilmethode, von
der ich hier eine Vorstellung geben wollte, ist nichts
Mystisches mehr übrig geblieben. Die Erscheinungen der
Hypnose und der Suggestion haben den Glauben an unbekannte
Kräfte nicht (?) nöthig, um verstanden zu werden."
(Dieser Ansicht des Herrn Verfassers kann man nicht so
ganz, oder nur ,,cum grano salis" beipflichten. — Der ßefer.)
— „Braid's Entdeckungen beweisen, dass in den fünfzig
Jahren nach Messmer>s Auftreten der Magnetismus nicht
untersucht ist. Denn ohne Mühe konnte Braid bei seinen
ersten Versuchen die Richtigkeit der Erscheinungen kon-
statiren. — Und Braid's Ruf hat darunter gelitten. Dies
geht daraus hervor, dass mehr als dreissig Jahre vorübergehen
mussten, ehe Gelehrte von gutem Namen sein Werk
fortsetzen und seine Verdienste anerkennen durften. —
ich füge ausdrücklich hinzu, dass ich das Dasein von
solchen Kräften nicht ableugne. Die hypnotischen
und suggestiven Erscheinungen stehen für sich, haben
durchaus nichts mit Magnetismus, Spiritismus oder
Hellsichtigkeit zu schaffen. Sie haben ausserdem
bewiesen, dass sehr viel, was als Magnetismus, Spiritismus
oder Hellsichtigkeit passirt, selbst Betrug und Irrthum war.
Aber täglich wird meine Oeberzeugung stärker,
dass viele total mysteriöse Sachen übrig bleiben,
und es die höchste Zeit wird, diese ernst und
unparteiisch zu untersuchen. — Der älteste Feind
der psychischen Heilmethode, die Furcht vor dem Geheimnissvollen
, verschwindet durch die richtige Auffassung
der Sache." —
Dr. med. F. van Eeden berichtet übrigens in seinem
III. Artikel über „Die psychische Heilmethode * in „Schorens
Familienblatt« Nr. 48, 1890, S. 764-766 speciell über
„Hypnose" und die bisherigen verschiedenen Urtheile über
sie selbst in fachwissenschaftlichen Kreisen, Die Einen
erklärten sie für schädlich, die Anderen für 95 Proz. als
ein therapeutisches Hilfsmittel. Chatrot sei der erste
französische Gelehrte von europäischer Berühmtheit gewesen,
welcher Braid's frühere Untersuchungen wieder aufgenommen
habe, aber leider nur an hysterischen und nervenkranken
Personen, welche exaltirt, somnambul oder sensitiv waren,
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