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Wittig: Der Kampf um Miss Fay in Magdeburg. 209
schied zwischen den echten Manifestationen Miss Fay's und
künstlichen Nachahmungen herausfinden. Für ihn wird auch
der den Spiritualisten gemachte Einwurf, dass Taschenspieler
ihnen alles nachmachen, jede Bedeutung verloren
haben.
Das eine der wenigen Experimente, die Herr Lux gesehen
hat, fand ohne Fesselung statt Miss Fay sass mit
zwei Herren vor dem vernagelten Zelt, von denen der eine
ihre Hände auf ihrem Schoosse festhielt, so dass sie weder
ihre Füsse noch Hände, ohne ihm auffällig zu werden,
bewegen konnte; darauf fing es an, wie früher, in dem Zelt
lebendig zu werden. Herr Dr. Lux giebt zu, dass im Zelt
Niemand gewesen sein könne, und beruft sich, um diese
Phänomene zu erklären, auf die Illusionstheorie.
Bekanntlich übt das Licht häufig, aber keineswegs immer,
auf die mediumistischen Phänomene einen störenden
Einfluss aus. Eine Erklärung an dieser Stelle zu geben,
würde indess zu weit führen. Bei ihren Vorstellungen,
welche prompt programmmässig verlaufen müssen, ist Miss
Fay begreiflicher Weise bedacht, alles, was das Zustandekommen
der Phänomene erschweren könnte, zu beseitigen.
Die drei Personen vor dem Kabinet wurden darum bis an
den Hals in einem Teppich eingehüllt, den Herr Dr. Lux
natürlich sofort als den Deckmantel eines Betruges ansieht.
Er stellt nun flott den Herrn, welcher Miss Fay's Hände
hielt, als halbwegs unzurechnungsfähig hin; denn ohne dass
dieser es merkte, soll Miss Fay mit dem Arm in das Zelt
hineingegriffen und drinnen mit demselben an Stellen
manipulirt haben, die von ihrem Sitzpunkt 2 bis 3 Meter
entfernt waren. Wer die Konstruction des Zeltes und
Zeltvorhanges, die Stellung der Stühle bei diesem Experimente
beobachtet hat, wird über diese geschraubte Erklärung
den Kopf schütteln. Also alle die Herren, welche bisher
bei dieser Nummer kontrollirten, unterlagen der Suggestion!
Jedenfalls auch das Publikum? Als in der ersten
Magdeburger Soiree der Teppich gefallen war, erfolgten
gemäss der Ankündigung Miss Fays noch zwei Manifestationen
im Innern des Zeltes, und in Hamburg ging das Experiment
einmal von Anfang bis zu Ende ohne Umhüllung von Statten,
nachdem das Publikum, welches in der Umhüllung ein
Mittel zum Betrüge erblickte, die Fortnahme derselben
verlangte; und Miss Fay hätte sich eventuell auch hier in
Magdeburg dazu bereit erklärt. Diese Feststellung bedarf
keines weiteren Commentars.
Schon seit Jahren giebt Miss Fay öffentliche Sitzungen
in den grossen Städten Europas und Amerikas, überall auf
Psyohische Studion. Mai 1801. 14
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