Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
18. Jahrgang.1891
Seite: 218
(PDF, 156 MB)
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218 Psychische Studien. XVIII. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1891.)

Schwindelfreiheit auf Mangel an Ueberlegung und darauf
zurückzuführen, dass er nur die Stelle siebt, auf die sein
Fuss tritt, aber nicht den Abgrund, der sich vor ihm
aufthut. In der That würden wir, eine solche Beschränkung
des Blickes vorausgesetzt, auch im Wachen den gefährlichsten
Abgrund auf schmalem Brette überschreiten können.
Der Nachtwandler ist nun aber bei seinen Klettereien,
wenigstens wenn sie zum erbten Male unternommen werden,
überhaupt von keiner Erinnerung, also auch von keiner
beschränkten, geleitet. Ich vermag daher keine andere
zureichende Ursache seiner Schwindelfreiheit zu finden, als
eine thatsächliche Verminderung der Schwerkraft. Das
Gefühl des Schwindels würde nämlich trotz des Blickes in
die Tiefe nicht eintreten, wenn nicht noch die subjective
Empfindung unserer eigenen Körperschwere hinzukäme, die
als Zug in die Tiefe wirkt. Das scheint beim Nachtwandler
zu fehlen. Wir können uns für diese Hypothese auf
die Analogien in anderen mystischen Zuständen berufen,
auf die „Wasserprobe der Hexen", auf die „Hexenwage
in Oudewater", auf das „mystische Schweben der Heiligen
und Pakire", ja sogar lebloser Gegenstände. Erwähnt zu
werden verdient die Aeusserung der im Somnambulismus
befragten Auguste K., welche behauptete, dass die Schwere
der Nachtwandler vermindert sei.1) Eine ähnliche
Aeusserung einer Somnambulen und was der Abt Tritheim
hierüber aus eigener Erfahrung sagt, habe ich schon
anderwärts angeführt.3) An Experimenten, die mit Hülfe
der Suggestion und unter Anwendung von Eegistrirapparaten
nicht schwer anzustellen wären, fehlt es leider.

Die Nachtwandler werden häufig auch „Mondsüchtige"
genannt, wobei man voraussetzt, dass sie einer geheimnissvollen
Anziehung durch den Mond unterliegen und, um ihm
möglichst nahe zu kommen, auf Dächer und hohe Orte
steigen. Gegen eine physische Anziehung spricht aber der
Umstand, dass das Nachtwandeln auch bei Tag eintreten
kann; wohl aber ist es möglich, dass der helle Mond als
glänzender Gegenstand hypnotisirend wirkt. Viele Menschen
schlafen unruhig bei Vollmond; auch dass die Nachtwandler
die Bichtung nach dem Mondschein einschlagen, ist häufig
beobachtet worden.3) — Reichenbach nennt den Zustand des
Nachtwandlers odnegativ, daher die odpositiven Mond-

*) „Mittheilungen aus dem Schlafleben der Somnambule Auqnsle
K." 295.

*) du Prel: — „Studien." I. 10.

3) Rechner: — „Professor Schleiden und der Mond." 32G. —-
Reichetibach: — „Der sensitive Mensch." I 684.

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