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234 Psychische Studien. XVIII. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1891.)
Gefangenen, Verwundeten und Todten bei verschiedenen
Ausfallgefechten vorherzusagen. Es war der lnspeetor des
Feldlazaretts der 8. Oompagnie des 11. Regiments. Ein
Hauptmann v. Z. glaubte steif und fest an ihn und wettete
auf seine Vorhersagungen. Am 3. November 1870 erhielt
der Artikelschreiber eine neue mysteriöse Prophezeihung,
die sich buchstäblich erfüllen sollte. Es kam in Bar le Duc
das Gespräch „auf eine alte brave Botenfrau in Kiel, welche
wiederholt unschuldig verurtheilt wurde, weil sie Feuers-
brünste voraussagte, und deswegen in den Verdacht der
Brandstiftung kam. Auch den grossen Brand von Hamburg
im Jahre 1842 sah sie schon drei Tage vorher, obwohl sie
kaum wusste, wo diese Stadt lag. Als sicheres Erkennungszeichen
eines bevorstehenden Brandes zeigte sich ihrem
Auge gewöhnlich gegen Abend, gleichviel ob der Himmel
klar oder bewölkt war, ein brandrothgefärbtes
Wolkengebilde, welches entweder dicht über dem
Gebäude, das in Flammen aufgehen sollte, sichtbar wurde,
oder in der Richtung desselben sich fortbewegte. Ausserdem
hörte sie den sog. Feuerwind, ein Geräusch, welches
dem Knistern verzehrender Flammen glich und, wie sie
behauptete, im Wipfel eines nur ihr sichtbaren Baumes
entstände/' Der mitanwesende Prophet erklärte, dass diese
Frau seine Grossmutter gewesen sei. Er gab noch eine
Probe seiner Sehergabe, indem er drei Personen den Tag
und die Art ihrer Heimkehr andeutete. Er erhielt seine
Eingebungen durch Traumbilder, sah seine Umgebung fünf
Minuten lang starr an, blickte ebenso lange nach einem in
der Mitte des Saales hängenden, mit Glasprismen verzierten
Kronleuchter und schloss die Augen. Nach Verlauf einer
halben Stunde schreckte er wie aus tiefem Schlaf empor,
rieb Augen und Stirn und theilte seinen Orakelspruch mit.
Wie sich derselbe an den drei Personen erfüllte, bleibe der
eigenen Leetüre eines jeden Forschers an der Quelle anheimgegeben
. (Vgl. Seite 229.)
e) In der „Deutschen Litteraturzeituug" Nr. 3 oder
Nr, 4,1891 lasen wir jüngst, dass in Wien ein Dr. Schlesinger
gestorben sei, welcher die \ ollständigste Bibliothek okkulter
und spiritistischer Schriften, sowie alle nur erreichbaren
Werke über Magnetismus, Vitalismus, Geheimwissen-
sehaften u. 8. w. gesammelt habe. Vielleicht ertheilt uns
einer unserer dortigen Leser eine etwas nähere freundliche
Auskunft über den dahingeschiedenen Forscher.
f) In Eduard Zetsche's Skizzen „Aus den Umgebungen
Wiens" IV. Fortsetzung (s. „Wettermann^ illustr. deutsche
Monatshefte" December 1890, 34. Jahrg., Braunschweig,)
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