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Kurze Notizen.
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i) f Am 24. April er. Abends 91/« Uhr ist der greise,
90% jährige Generalfeldmarschall Helmuth von Moltke zu
Berlin in Folge eines Herzschlags plötzlich aus dieser Zeitlichkeit
in die Ewigkeit entrückt worden. Einen solchen
fast schmerzlosen Tod hatte er sich stets selbst gewünscht,
indem er oft gesagt haben soll: — „Wie schön sterben doch
die Menschen am Herzschlag!" — Es bleibt uns aber ein
grosses Geheimniss, weshalb die Einen so schnell und die
Anderen erst nach jahrelangen Leiden hinwegsterben. Kurz
vor seinem Tode war Moltke in angenehmster Laune zu
Fusse aus dem Herrenhause in seine im Generalstabsgebäude
befindliche Wohnung heimgekehrt und hatte zu
Mittag gespeist. Bei der letzten Flasche Moselwein aus
seinem Keller erzählte er eine sonderbare Geschichte.
Ihm sei unlängst von einem Herrn eine Schrift zugesandt
worden, welche nachweise, dass sein (Moltke's) Geburtstag
nur in den Jahren 1800 und 1890 ein Sonntag gewesen,
dass aber sonst das Datum seines Geburtstages stets auf
Wochentage gefallen sei. „Da sollte man wohl eigentlich
abergläubisch werden", meinte lächelnd Moltke, „und glauben,
dass im Herbst mein letzter Geburtstag gewesen, weil er
in diesem Jahrhundert nicht mehr auf einen Sonntag fallen
kann." — Wir erfahren nicht, welche Schrift dies gewesen
ist, aber jedenfalls fusst sie auf dem Werke des Barons
Lazar Hellenbach: — „Die Magie derZahlen als Grundlage
aller Mannigfaltigkeit und das scheinbare Fatum",*) dessen
X. Kapitel über „die Periodicität im menschlichen Lebenslaufe
" handelt. Wir brachten „Psych. Stud." April-Heft
1882 S. 189 sub a) eine empfehlende Besprechung des
Werkes und im Juli- und August-Heft desselben Jahrgangs
das XII. Kapitel daraus über „Das phänomenale und das
transscendentale Zeitmaass". Dass unsere beiden ersten
dahingeschiedenen Kaiser, ebenso wie Fürst Bismarck7 zu
ihrer Zeit ähnliche Alters-Prophezeihungen erhalten und
wohl auch berücksichtigt haben, dürfte sich aus „Psych.
Stud." December-Heft 1887, S. 568 ff., April 1887 S. 186,
Februar 1888 S. 89 sub b) — September 1883 S. 434.
December 1887 S. 567 ff. ergeben. Es bleibt merkwürdig,
dass, wenn wir die in Heilenbachs 2. Jahresquadrate oder
Tetagramm auf S. 106 seines genannten Werkes angesetzten
Reihen um eine Querreihe nächst der von 1881 und 1882
vervollständigen, diese Reihe mit seinem Todesjahre 1887
abschliesst. Er selbst sagt S. 108: — „Ich brauche dem
*) Erschienen im Verlag von Oswald Mutze in Leipzig. Preis
4 M., geb. 5 M, 50 P£
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