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Myers: Census von Hallueinationen.
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tischen Zustande zu erzeugen, — indem eine solche Suggestion
entweder sofort, oder zu einer späteren Zeit, die der Operator
zu bezeichnen beliebt, ihre Wirkung thut. Das heisst: —
der Hypnotiseur kann entweder zu seinem Subject sagen:
— „Siehe, dort ist B.l Gehe hin und schüttle ihm die
Hand" —, oder auch: — „Am Nachmittag des nächsten
Donnerstags wird B. in dein Zimmer treten, und du wirst
ihm die Hand schütteln", — und in beiden Fällen wird das
Subject den B. zur angegebenen Zeit und in der so vorher
für ihn festgestellten Haltung begrüssen. Auf diesem Wege
können Hallueinationen in beliebiger Menge erzeugt werden;
und wir können die Elemente analysiren, aus denen sie zusammengesetzt
sind, indem wir beobachten, wie viel vom
Einzelnen der Suggestion des Hypnotiseurs, und wie viel dem
eigenen Geiste des Subjects angehört*
Somit ist ein wichtiger Schritt im Studium des
Mechanismus der experimentellen Hallucination vorwärts
gethan. Doch blieb immer noch das JBedüifniss für eine
weitere Erkenntniss dessen, wie von selbst auftretende
(spontane) Hallueinationen zu Stande kommen. Dem
kürzlich verstorbenen Mr. Edmund Gurneij verdanken wir
den ersten systematischen Versuch, diese Information in
einem grossen Maaszstabe zu beschaffen. Er setzte den
ersten Census von Hallueinationen im Jahre 1885 ins
Werk und hatte nach vieler Mühe den Erfolg, 5705 nach
Willkür ausgewählte Personen zu gewinnen, welche ihm
ziemlich ähnliche Fragen beantworteten wie die, welche ich
gegenwärtig vorlegen will.*) Mit dem Herantreten an die
daraus sich ergebende Information hat das Studium der
Hallueinationen Gesunder das anekdotische Stadium verlassen
und die wissenschaftliche Schwelle beschritten. Eine
Menge psychologischer Fragen thun sich auf; keine Erörterung
über die Natur des Gedächtnisses, die Association
der Ideen, das Schema der Bilder, durch welche der Gedanke
weiter getragen wird, das Yerhältniss zwischen dem
bewussten und unbewussten Geiste u. s. w. vermag zukünftig
geführt zu werden ohne Bezugnahme auf das, was das
Studium der Hallucination uns gelehrt hat.
Jn noch jüngerer Zeit hat eine weitere Entdeckung,
*) Man vergl. hierzu den — „Aufruf zur Mitarbeit zwecks Aufklärung
anscheinend 'übernatürlicher' oder 'übersinnlicher1 Erscheinungen
im Volke. Von Albert Jolumnscn und Ferdinand Maack
in Husum, Schleswig-Holstein" — in „Psych. Stud.k< November-Heft
1887 S. 481 ff. — Ferner: — „Zwei Fragebogen über sog. Geister-
erseh einungen." Von Prof. Henry Sidgwick in Cambridge in „Psych.
Stud.u Oetober-Heft 1889 S. 453 ff. — Der Uebersetzer.
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