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Myera: Census von Hallucinationeu.
zur Mithilfe Bereitwilligen einen Fragebogen A zusenden,*)
welcher Kaum für 25 Antworten, für Ja oder Nein, auf die
folgende Frage enthält: — „Haben Sie jemals, wenn Sie
sieh für vollständig wach hielten, einen lebhaften Eindruck
gehabt, ein lebendes Wesen oder einen leblosen Gegenstand
zu sehen, oder von solchen berührt zu werden, oder eine
Stimme zu hören, welcher Eindruck, so weit Sie dies entdecken
konnten, keiner äusserlichen physikalischen Ursache
entsprang?"
Diese Frage ist deshalb so sorgfältig gefasst worden,
damit soweit als möglich sowohl Träume, als auch blosse
Illusionen oder falsche Ausdeutungen wirklicher Sehobjecte
und Töne, ausgeschlossen bleiben und alle Hallucinationen,
mit Ausnahme derjenigen des Geschmackes und Geruches,
eingeschlossen werden, welche selten und schwer von blossen
Illusionen zu unterscheiden sind. Man wird überdies bemerken
, dass Berichte über andere Töne ausser Stimmen
nicht erbeten werden; dei Grund dafür ist, weil es schwierig
ist, gewiss zu werden, ob solche Töne nicht irgend eine
physikalische, aber noch unentdeckte Ursache haben. Der
erste Punkt, den wir festzustellen wünschen, ist: welcher
Procentsatz gesunder Erwachsener hat irgend eine Art
von Hallucination gehabt? Es ist deshalb ganz ebenso
wichtig, verneinende wie bejahende Antworten zu sammeln.
Diese Frage sollte unparteiisch an jeden Bekannten des
Sammlers gestellt werden; er sollte nicht blos diejenigen
aussondern, von denen er weiss, dass sie eine Hallucination
gehabt haben. Solche Personen sollten in der That nach ihren
Erfahiungen befragt werden, aber ein Merkzeichen sollte
im Census-Bogen zu ihren Namen gestellt werden, um anzudeuten
, dass der Sammler schon vor seiner Befragung
derselben wusste, dass ihre Antwort Ja lauten würde. Mit
ein wenig Sorgfalt in diesen und anderen Punkten, welche
ich hier im Detail zu erklären nicht nöthig habe, ist es
möglich, eine recht hübsche Sammlung von Erfahrungen
grosser Gemeinschaften zu erhalten. Es waren gute Gründe
für die Annahme vorhanden, dass schon Mr. Gnrney's 5700
eine schöne Sammlung bildeten; und die Zahl der Antworten
, welche wir jetzt zu sammeln hoffen, sollte fünf bis
zehn Mal grösser sein.
Wenn nun auch diese Antworten von Ja oder Nein gesammelt
worden sind, so bleibt doch der grössere Theil der
Arbeit noch zu thun. Es wird nöthig, die wirkliche Be-
*) Siehe „Psych. Stud." October-Heft 1889, S. 454 ff. -
Der Uebersetzer.
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