Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
18. Jahrgang.1891
Seite: 255
(PDF, 156 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Kiesewetter: Spectrum oder Gespenst, etc.

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verstorbene Pfarrer mit seiner Magd zwei uneheliche Knaben
erzeugt haben sollte, die verschollen seien. Als im Herbst
Linäner in den Ofen einer lange nicht bewohnten Stube
Feuer anmachen lässt, entsteht ein furchtbarer Gestank, und
als man den Ofen untersucht, findet man darin die Gerippe
zweier Knaben. — Mag. Matthäus Wille erzählt in seiner
„Top-Haligraphia Sulzensis", (Jenae, 1675,) 4°, dass, als im
Juni 1662 die alte Pfarrerwohnung in Sulza abgetragen
werden sollte, man mehrere Nächte lang ein ungeheueres
Getöse und Gepolter gehört habe, so dass man meinte,
„das Gespenst zeige einen verborgenen Schatz an.*4 Als
man aber die Wände des Spukzimmers abbrach, fand man
eine Schachtel, worin sich Kindergebeine und ein Messer
mit „einem weissbeinernen Hefte befanden." — Man sieht
also, dass das einen Mord anzeigende Gerippe Ryatis zu
Hydesville*) nichts Neues ist.

Kehren wir also nach dieser Abschweifung wieder zu
dem Bautzener Spukvorgang zurück. — Die entstandene
Hallucination der Keilpftug wird bleibend und, wie alle
mit körperlichen Störungen in Verbindung stehenden
Hallucinationen — wie die Baczkos, Spinoza1 $ u. s. w., — sie
quälend geworden sein. Der Umstand, dass die hysterische
Frau das Erdgeschoss nicht mehr betreten darf, macht das
Uebel durch Reaction auf ihren Eigensinn nur noch
schlimmer. Trotzdem ist und bleibt aber die Gespenstererscheinung
eine rein subjective, denn Niemand als die
Keilpfug nimmt das Gespenst wahr, das nun, weil die
Keilp fing den Teufels- und Hexenglauben ihrer Zeit theilt,
Züge aus der Teufelssage und dem Hexenwesen annimmt.
Es erscheint mit Klauenfüssen und Kuhschwanz, resp. mit
Gänsefuss, und munkelt, dass es eigentlich wer anders sei,
als es scheine, nämlich der Teufel. Hier prägt sich das
individuelle ßewusstsein der Keilpflug aus, dass nach damaliger
protestantischer Kirchenlehre nicht „Verstorbene",
sondern nur der „Teufel" spuken. Doch schwankt sie, ohne
dass es ihr zum JBewusstsein kommt, ob der „Teufel" oder
eine „Hexe" die Ursache ihrer Gesichte sei, und, wenn der
Glaube an Letzteres überwiegt, schreibt sie unbewusst, dass
„eine Hexe sie plage", dass ihr aber die Hexerei unter den
und den Umständen nicht schaden würde. Bein individuell
und eben für das Subjective des Spukes bezeichnend ist

*) lieber diese Geschichte habe ich bereits eine wohl nicht so
ganz ungegründete Vetmuthung ausgesprochen in „Psych. Studien"
MaMIoft 1882 H. M% Not«»; vergl. Oetober-Heft 1882 S. 460 ff. —

Der Sekr. d. Red.


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