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du Prel: Hartmanu coutra Aksakow.
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an's Klavier zu setzen. Tallmage bemerkt, dass, als er nach
Wisconsin kam, das Land noch so neu war, dass eine Gelegenheit
für Musikunterricht ganz fehlte, so dass Emilie
weder eine Note kannte, noch Klavier spielen konnte. Als
nun Tallmage den Oirkel bildete, nahm Emilie Papier und
Bleistift, zog Linien und schrieb Noten mit allen Musikzeichen
ein. Darauf warf sie den Bleistift weg und bearbeitete
den Tisch gleich einem Klavier. Dadurch an die erhaltene
Weisung erinnert, führte sie Tallmage an's Klavier, und nun
spielte Emilie in kühner Haltung und mit dem Vertrauen
einer vollendeten Klavierspielerin zuerst Beethoven^ grossen
Walzer, dann verschiedene bekannte Lieder, endlich eine
ganz neue Weise, die sie mit improvisirtem Text und
Gesang begleitete {Aksakow 446).
Wie hilft sich nun Hartmann in diesem Falle? Wiederum
sehr einfach. Er wirft nur die Frage auf, ob denn Tallmage
„in den vorhergehenden Jahren seine Tochter keine Stunde
aus den Augen gelassen habe" (33). Also auch in diesem
Falle soll der Vater ein Dummkopf, die Tochter eine
Schwindlerin sein. Nur kurz will ich eine theoretische
Erläuterung erwähnen, die Bartmann an diesen Fall knüpft,
und die wiederum seinen Mangel an Erfahrung zeigt. Er
sagt, dass die musikalische Mediumität, wenn sie überhaupt
vorkäme, nur darauf beruhen könnte, dass ein Geist dem
Medium die Suggestion des Tonstückes gäbe, was
aber nichts nützen würde, weil, — „selbst wenn er zu der
Suggestion des Klanges die Suggestion der motorischen
Ausführungsimpulse nach ihrer inneren Empfindungsbeschaffenheit
hinzufügen wollte, so würde das in dem
Medium nicht die entsprechenden Gruppen koordinirter
Bewegungen auslösen" (34). — Nun ist aber die Theorie
der Spiritisten die, dass ein Geist zwei Mittel hat, um die
Organe eines Mediums in Bewegung zu setzen: entweder
die Suggestion, oder die directe Besitzergreifung. Auf diese
aus der Erfahrung abgezogene Alternative nimmt aber
Bartmann keine Rücksicht.
4) Mr. Livermoore hielt innerhalb sechs Jahren mit
Kate Fox 388 Sitzungen. Von der 43. an kam er mit der
verstorbenen Estella in beständigen Verkehr, und er gründet
seinen Identitätsbeweis auf verschiedene Umstände: dass,
während er die Hände des Mediums hielt, die ganze Gestalt
Estella's sogar bei Licht sichtbar war; dass sich ihre Gestalt
oder Büste aus einem kugelrunden Lichte vor den Augen
der Zuschauer bildete und 1/2—1% Stunde sichtbar blieb;
dass das Bild der Gestalt im Spiegel reflectirt wurde, also
keine Hallucination vorlag; dass ihm das Phantom entweder
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