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264 Psychische Studien. XVIII. Jahrg. (i. Heft. (Juni 1891.)
durch Klopflaute oder durch die Hand des Mediums — im
letzteren Falle Spiegelschrift — Mittheilungen in französischer
Sprache machte, welche Estella fliessend sprach, während
sie dem Medium unbekannt war; dass ihm manchmal
Karten, womit er sich versehen hatte, hinweg genommen
und sichtbar zurückgestellt wurden, die er alsdann mit
französischen Mittheilungen bedeckt fand, deren Inhalt, Stil
und Ausdruck auf Estella schliessen Hessen; dass die
Handschrift dieser Botschaften ganz identisch mit der
Estellds war, aber keine Aehnlichkeit mit der des Mediums
hatte; dass die Gestalt Esteltäs unsichtbar photographirt
und von Freunden das Bild erkannt wurde.*) — Wie hilft
sich nun Hartmann in diesem Falle? Mit folgenden sechs
Zeilen: —
„Sollte es wirklich dem Medium, welches das volle Vertrauen
des Wittwers genoss, so schwer geworden sein, sich
Briefe oder Aufzeichnungen der Verstorbenen zur Ansicht
zu verschaffen, und ein paar von einem Dritten ins Französische
übersetzte Sätze zum Zweck der mediumistischen Niederschrift
auswendig zu lernen?" (54).
5) Wenn von Geisterphotographien die Rede ist,
deren Aehnlichkeit mit Verstorbenen anerkannt wird, bemerkt
Hartmann, der von Berlin aus das viel besser zu beurtheilen
vermag: — „Diese Aehnlichkeit wird wohl meistens über
diejenige einer Wolke mit einem Karaeel nicht hinausgehen
" (58). —
6) Zu den Beweisen von der Realität der Phantome
rechnen die Spiritisten auch die Giessformen, welche
dadurch hergestellt werden, dass die Phantome ihre Hände
in flüssiges Paraffin tauchen, wodurch sich um die Hände
Paraffinhandschuhe legen, die in der Abkühlung erstarren.
Da nun die Phantome ihre Hände zu dematerialisiren vermögen
, so können sie dieselben herausziehen, ohne die Form
zu zerbrechen, die alsdann mit Gyps ausgefüllt wird.
Diesem Realitätsbeweise widmet Aksakow die grösste Ausführlichkeit
(165—219) und unterscheidet bezüglich des
Herstellungsmodus vier Fälle: —
„1) Das Medium ist abgesperrt, die wirksame Gestalt
bleibt unsichtbar.
2) Das Medium befindet sich vor den Augen der Zuschauer
, die wirkende Gestalt bleibt unsichtbar.
8) Die wirkende Gestalt bteht vor den Augen, das
Medium ist abgesperrt.
*) Omen: — „Das streitige Land", l, 2(J2—28ü. — Aksakow
668—670, 748—751.
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