http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1891/0273
du Prel: Hartmann contra Aksakow.
267
besser unterrichtet sein muss, als Hartmann, sägt der erstere
ausdrücklich, dass kein gemüthlicher Rapport zwischen dem
Medium und dem Verstorbenen bestand. Hartmann aber,
der in seiner ersten Spiritismusschrift die Behauptung aufgestellt
hatte, dass Gedankenübertragung in die Ferne nur
bei bestehendem gemüthlichen Rapport möglich sei, spricht,
um den Fall in diese Schublade werfen zu können, von
dem „tieferschütterten Medium", von einer „angeschwärmten
Freundin'* und dem Interesse des Mediums iür die nihilistische
Bewegung. Das alles ist aber reine Erfindung und
war nach Aksakow'$ ausdrücklicher Bemerkung nicht der Fall.
Die spiritistischen Giessformen disereditirt Hartmann
(110) durch die Bemerkung, die Berichte seien fast ausschliesslich
amerikanischen Ursprungs. Daran ist aber, wie
man bei Aksakow sehen kann, das gerade Gregentheil
der Fall.
In seiner ersten Schrift sagt Hartmann, das Medium
schöpfe seine Kenntnisse aus dem Bewusstsein der Anwesenden
. Dies zu widerlegen, berichtet Aksakow Fälle von
Mittheilungen, deren Inhalt weder dem Medium, noch den
Anwesenden bekannt sein konnte. Sofort steigert nun
Hartmann die Leistungsfähigkeit der Medien, schickt das
somnambule Bewusstsein derselben auf Reisen, und nun
lässt er die Medien ihre Kenntnisse aus dem Bewusstsein
irgend eines Lebenden auf der Erde schöpfen (41), und den
Fällen, wo auch das nicht ausreicht, beugt er vorweg durch
die Erklärung vor, dass alsdann der Telephonanscbluss an
die Weltsubstanz Platz greife* Mit solchen rein willkürlichen
Erklärungshypothesen kann man freilich seinen
Gegner in allen Fällen übertrumpfen.
Wie übrigens der Leser in den von mir herausgegriffenen
Fällen gesehen hat, überhebt sich Hartmann meistens überhaupt
der Mühe, zu erklären. Allen Berichten stellt er nur
Negationen, allen Zeugnissen moralische Verdächtigungen
entgegen. Damit gesteht er indirect selbst sein Unvermögen
ein, den Spiritismus wirklich zu widerlegen.
Insofern könnte ich es mir ersparen, auf seine Schrift
noch weiter einzugehen. Es dürfte aber den Leser doch
interessiren, wenn ich ihm an dem Beispiele Rwrtmamü*
zeige, warum der Spiritismus — wie ich das schon öfter
behauptet habe — nicht verstanden wird, so lange wir ihn
isolirt studiren. Hartmann* s schroffe Ablehnung liegt in der
That daran, dass er das ergänzende Studium des Somnambulismus
gänzlich bei Seite lässt. Zwar von einem somnambulen
Bewusstsein spricht auch er; aber er bezeichnet damit
Erscheinungen innerhalb der physiologischen Sphäre, aber
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1891/0273